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Werkkunstschule

Am 01.01.1907 wurden unter der Ägide Großherzog Ernst Ludwig die „Großherzoglichen Lehr-Ateliers für angewandte Kunst“ gegründet, in denen die führenden Künstler auf der Mathildenhöhe ihre fortschrittlichen Stil- und Lebensentwürfe an Nachwuchskünstler weitergeben sollten, um aus dem Neuen der Jugendstilbewegung heraus zugleich eine Tradition zu begründen. Als Dozenten berufen wurden Albin Müller für Raumkunst und Möbelbau, Friedrich Wilhelm Kleukens für Flächenkunst (Plakat, Weberei und Wandschmuck), Ernst Riegel für Kleinkunst und Heinrich Jobst für Plastik. Adolf Beyer unterrichtete Zeichnen und Modellieren, Jakob Julius Scharvogel keramisches Arbeiten. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs stellten die Lehrateliers ihre Kurse ein, wurden jedoch 1919 im Ateliergebäude (MKKD) auf der Mathildenhöhe wieder begründet. Daneben unterhielt die Stadt DA eine Kunstgewerbeschule, die aber 1923 ihren Betrieb wieder einstellen musste. Am 01.02.1947 erfolgte eine Neugründung der „Lehrwerkstätten für Bildende Kunst – Künstlerkolonie Darmstadt“ als städtische Einrichtung, die zunächst provisorisch im Hochzeitsturm, in den Ausstellungshallen (Institut Mathildenhöhe), im Glückert-Haus, in der Oetinger Villa und im Jagdschloss Kranichstein untergebracht waren, bis im Oktober 1950 das alte Ateliergebäude Olbrichweg 10 wieder aufgebaut war.

Am 01.01.1950 wurden die Lehrwerkstätten in „Werkkunstschule Darmstadt“ umbenannt, die Ausbildungszeit auf mindestens sechs Semester verlängert. Dozenten waren u. a. der Maler Paul Thesing (auch Direktor 1947/48), der Architekt Hans Hartl (Direktor 1951-56), der Bildhauer Fritz Schwarzbeck (Direktor 1949-51), die Maler Willi Hofferbert und Marcel Richter, der Architekt Adolf Diefenbach und der Keramiker Fritz Schröder. Die Ausrichtung der Schule änderte sich in den 1950er und 1960er Jahren entsprechend der künstlerischen und kunsthandwerklichen Anforderungen. So wurden später Metallbearbeitung (Huppert), Innenarchitektur (Hans Hartl) und Grafik (Helmut Lortz) zu wichtigen Fächern. Seit Ende der 1950er Jahre wurde auch Fotografie gelehrt. Ab 1967 wurden nur noch die Lehrbereiche Innenarchitektur, Industrial Design, Werbegrafik und Fotografie angeboten. Regelmäßige Ausstellungen von Absolventen zeugen ebenso vom Niveau der Ausbildung wie die Zusammenarbeit mit Industrie- und Handwerksbetrieben, Architekten und Bauherren. Die Schülerzahl stieg von 120 Ende 1947 auf 250 im Jahr 1971 an. Der seit Januar 1960 amtierende Direktor F.C. Hüffner forderte mehrfach einen Neubau, der 1962 auch beschlossen wurde. Den im Dezember 1964 begonnenen Bau neben dem alten Schulgebäude ließ die Stadt wegen ihrer prekären Finanzlage von Februar 1967 bis Mai 1970 ruhen. Sogar die Schließung der Werkkunstschule stand im Raum. Erst im Juli 1971 konnte der Neubau endlich bezogen werden. Kurz darauf ging die Werkkunstschule im Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule DA (Hochschule DA) auf.