Kunstmaler, Grafiker
* 07.05.1878 Achim/Bremen
† 22.08.1956 Nürtingen
Die künstlerische Ausbildung zum Zeichner erhielt Friedrich Wilhelm Kleukens in der Silberwarenfabrik von Wilkens & Söhne in Hemelingen. Am 01.10.1899 bekam er ein Stipendium. Dies ermöglichte ihm zusammen mit zwei Studienfreunden, Georg Belwe und Fritz Helmuth Ehmke, in Steglitz bei Berlin eine Werkstatt unter dem Namen „Steglitzer Werkstatt“ einzurichten, der 1902 eine Schule für Buchgewerbe angegliedert wurde. Hauptförderer und Auftraggeber war Otto Ring aus Berlin, für dessen außerordentlich erfolgreichen Klebstoff „Syndetikon“ Kleukens bis in die Mitte der 1920er Jahre die Werbung gestaltete. In das Jahr 1905 fallen die ersten Buchgestaltungen für den Insel-Verlag und die Axel-Junckers Buchhandlung Karl Schnabel in Berlin. Im Jahr 1906 erhielt er in Dresden für seine frühen Arbeiten die Goldene Medaille. Durch die Vermittlung von Viktor Zobel, Direktor der Großherzoglichen Kabinettsbibliothek, wurde er von Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein an die Künstlerkolonie in DA berufen. Am 01.01.1907 trat Kleukens in den neu gegründeten „Lehr-Ateliers für angewandte Kunst“ (Werkkunstschule) das Amt eines Lehrers für Flächenkunst und Aktzeichnen an. Am 20.04.1907 wurde er zum Professor ernannt. 1907 gründete Großherzog Ernst Ludwig die Ernst Ludwig-Presse mit Sitz im Ernst-Ludwig-Haus in DA, deren Leitung Kleukens bis zum Herbst 1914 innehatte. Für die Darmstädter Kunstausstellungen 1908, 1914 und 1918 entwarf er die Plakate und lieferte Illustrationen für die Ausstellungskataloge. Für den Hochzeitsturm auf der Mathildenhöhe schuf er die Entwürfe zu den Mosaiken der Portalumrahmung, des Vorraums und der Sonnenuhr (Sonnenuhren), für die Ausstellung 1914 einen Damensalon mit Möbeln, Teppichen, Wand- und Deckenschmuck.
Der Erste Weltkrieg beendete die Arbeit an der Privatpresse. Kleukens wurde eingezogen und diente bis Ende des Kriegs erst als Geometer bei den Bayerischen Feldfliegern, dann im Range eines Unteroffiziers bei dem Stab der 50. Infanterie-Division. Nach Kriegsende kehrte er nach DA zurück und gründete seine eigene Presse unter dem Namen „Kleukens Drucke“. 1920 wurde daraus die „Ratio Presse“ unter Mitwirkung von Rudolf Ludwig Wittich und dessen Vetter Wilhelm Rudolf Wittich in DA, die bis 1924 bestand. Von 1927 an wurde sie unter der Bezeichnung „Verein zur Förderung der Ratio Presse“ in Zusammenarbeit mit der Firma Stempel AG bis 1932 weiter geführt. In den Jahren 1924 bis 1931 war Kleukens im künstlerischen Beirat der D. Stempel AG tätig. Von 1930 bis 1936 lebte er mit seiner Familie in Cala Radjada auf Mallorca als freischaffender Künstler, bis ihn der Spanische Bürgerkrieg zwang, das Land umgehend zu verlassen und nach DA in sein Haus im Weberweg 6 zurückzukehren. Bei Fliegerangriffen wurden das Haus in DA und seine Arbeitsräume bei Stempel in Frankfurt/Main total zerstört. Sein neuer Wohnsitz war nun Nürtingen, wo er als freischaffender Maler und Zeichner unter anderem für die Firmen Stempel AG in Frankfurt, die Heag (Entega) in DA und eine Lederfabrik in Nürtingen tätig war.