Das Jagdschloss Kranichstein wurde unter Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt um 1580 im Stil der Renaissance erbaut. Der Name Kranichstein geht zurück auf den adligen Burgmann Henne Kranich von Dirmstein, der 1399 mit dem „Einsiedelrod am Messeler Weg“, einem Gut, belehnt wurde, das später „Kranichrod“ genannt wurde. 1564 taucht hierfür erstmals der Name „Kranichstein“ auf. Landgraf Georg I. erwarb 1572 von Johann von Rensdorff das Gut Kranichstein und entwickelte es zu einem Mustergut zur ökonomischen Versorgung des Landes. Die Aufforstung von Nadelwäldern (Waldgeschichte), die Anlage des Backhausteichs (Teiche in Kranichstein), die Errichtung von Wildpark, Fasanerie sowie Schafzucht und Meierei zeugten von seinen jagd-, forst- und landwirtschaftlichen Leistungen in Kranichstein. Ende der 1570er Jahre beauftragte er den Baumeister Jakob Kesselhuth, auf dem Hofgut ein Jagdschloss zu bauen; im Renaissancestil entstand eine Dreiflügelanlage mit ebenerdigen Ställen und Wirtschaftsräumen und fürstlichen Wohn- und Schlafräumen im Obergeschoss. Jagdschloss Kranichstein diente bereits unter Georg I. als Ausgangspunkt für Jagden und wurde unter den beiden Jagdlandgrafen Ernst Ludwig und Ludwig VIII. (1691-1768) zum Zentrum höfischer Jagdkultur (Jagdgeschichte) und zeitweiligen Regierungssitz. In dieser Zeit wurde die Landschaft im Dienste der aufwändigen Hetzjagden mit Schneisen durchzogen; es entstanden das Rondell als Zentrum eines Schneisensterns, das Kavaliershaus sowie das Jagdzeughaus.
Im 19. Jahrhundert wurde das Jagdschloss Sommerresidenz der Großherzöge. Schlosshof, Entrée und Landschaftsgarten wurden repräsentativ gestaltet. Oberbaudirektor Georg Moller errichtete um 1845 ein zentrales großzügiges Treppenhaus mit Säuleneingang und neugotischem Treppengiebel, der bereits 1863 durch einen Giebel in der heutigen Neorenaissanceform ersetzt wurde. Man umsäumte den Schlosshof mit Kastanien und legte einen Landschaftsgarten an. 1917 ließ Großherzog Ernst Ludwig alle jagdhistorisch bedeutsamen Gemälde und Objekte des Hauses Hessen nach Kranichstein bringen, um diese in einem Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit 1952 befindet sich das Jagdschloss mit seinen Sammlungen im Eigentum der Stiftung Hessischer Jägerhof, die in den 1980er und 1990er Jahren das sanierungsbedürftige Gebäude mit Mitteln der Stadt DA und des Landes Hessen umfassend restaurieren ließ.
Lit.: Engels, Peter: 600 Jahre Kranichstein. In: Sommerspiele Jagdschloß Kranichstein (Programmheft), hrsg. von der Interessengemeinschaft Kulturveranstaltungen Jagdschloß Kranichstein, Darmstadt 1999, S. 17–27; Lohmann, Eberhard: Landgraf Georg I. und die Anfänge von Jagdschloß Kranichstein, Darmstadt 2003; Clausmeyer-Ewers, Bettina: Wildpark und Schlossgarten Kranichstein, München/Berlin o.J.