Bildhauer
* 06.10.1874 Schönlind/Oberpfalz
† 10.02.1943 Darmstadt
Heinrich Jobst erhielt seine Ausbildung in München, wo er von 1896 bis 1898 Schüler der Akademie und danach zeitweise Mitarbeiter von Georg Wrba (1872-1939) war. 1901 nahm er eine Stelle als Fachlehrer an der Bildhauerklasse der Kunstgewerbeschule an. In München entwarf er u. a. Kleinplastiken und figürliche Tischlampen. Im Januar 1907 wurde er an die Künstlerkolonie nach DA berufen und gleichzeitig als Lehrer für Plastik an die Großherzoglichen Lehrateliers für angewandte Kunst (Werkkunstschule) verpflichtet, wo er bis zu deren Auflösung im Frühjahr 1911 tätig war. Für den 1908 errichteten Hochzeitsturm gestaltete er die Relieftafel über den Eingang. Jobst, der bis zu seinem Tod in DA wirkte, hinterließ ein umfangreiches Werk, das neben Werken der Großplastik auch Porträtbüsten, Medaillen und Plaketten umfasst. Durch die Künstlerkolonie ergaben sich fruchtbare Kontakte zu Jakob Julius Scharvogel und der Großherzoglichen Keramischen Manufaktur, die Jobst mit Modellen für figürliche Baukeramik und Gartenterrakotta belieferte. Die in Gemeinschaftsarbeit mit Scharvogel und dem Architekten Wilhelm Jost durchgeführte Ausstattung der neuen Kuranlagen in Bad Nauheim mit Brunnen, Sprudelfassungen und Reliefs (1907-12) gehört zu Jobsts bedeutendsten Aufträgen der frühen Darmstädter Jahre. Auch in DA selbst existiert noch eine stattliche Anzahl von Denkmälern, Brunnen und Bauplastiken, die Jobst in seiner an klassischen Vorbildern geschulten Kunstauffassung ausführte. Hervorzuheben sind: Widmungstafel am Hochzeitsturm (1908), Portalschmuck am Zentralbad sowie Terrakottareliefs im Vorraum (1908), Löwen und Fahnenmastsockel vor dem Hessischen Landesmuseum (1912), bauplastischer Schmuck am Gebäude des Hauptbahnhofs sowie Mauerbrünnchen auf dem Vorplatz (1912), Liebig-Denkmal (Liebig) auf dem Luisenplatz (1913) und Leibgardistendenkmal auf dem Friedensplatz (1928). Neben Großherzog Ernst Ludwig porträtierte Jobst zahlreiche Persönlichkeiten der Darmstädter Gesellschaft, darunter die Architekten Friedrich Pützer, Paul Meißner und Karl Hofmann, den Keramiker Jakob Julius Scharvogel und den Großherzoglichen Kabinettschef Gustav von Römheld (beide Museum Künstlerkolonie DA). Internationale Anerkennung brachten ihm die seit 1907 geschaffenen Medaillen und Plaketten (u. a. Erinnerungsmedaille für die Künstlerkolonie-Ausstellung 1914, Verdienstmedaille der Stadt DA um 1920, Emanuel-Merck-Verdienstmedaille 1926, Liebig-Plakette 1933). Zum 25-jährigen Regierungsjubiläum von Großherzog Ernst Ludwig 1917 schuf er außerdem das hessische Dreimarkstück. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Alten Friedhof in DA. Seit 2001 erinnert die Heinrich-Jobst-Treppe auf der Mathildenhöhe an ihn.
Lit.: Hohenschuh, Karl Heinz: Heinrich Jobst (1874-1943). Ein Darmstädter Bildhauer aus Bayern, Darmstadt 2005; Quarg, Gunter: Medaillen und Plaketten von Heinrich Jobst. In: Kunst in Hessen und am Mittelrhein, Heft 34, 1994, S. 115-123.