Stadtlexikon Darmstadt

Logo Darmstadt

Keramische Manufaktur

Großherzog Ernst Ludwig ließ 1906 die Keramische Manufaktur in der Noackstraße von dem Architekturbüro Lehmann und Wolff errichten. Die Manufaktur arbeitete eng mit der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe zusammen und wurde von dem Mitbegründer der Vereinigten Werkstätten für Kunst und Handwerk in München, Jakob Julius Scharvogel, geleitet. Nachdem Scharvogel DA 1913 verlassen hatte, übernahm Well Habicht 1919 bis 1923 die künstlerische Leitung der Manufaktur. Unter seiner Leitung scheint die Produktion eingeschränkt worden zu sein. Zuvor wurde das Gebäude 1914 um einen Flügel erweitert. Nach dem Ende des Großherzogtums ging die Manufaktur durch mehrere Hände und schließlich 1923 in den Besitz der Feinsteingutfabrik Max Roesler über und erlebte einen kurzzeitigen Aufschwung. Die Weltwirtschaftskrise brachte das Ende der Keramische Manufaktur. Die Keramikherstellung wurde 1931 eingestellt und das Gebäude als Großwäscherei umgenutzt. Nach dem Krieg war in der ehemaligen Manufaktur das fünfte Polizeirevier untergebracht, ein Teil des Gebäudes wurde in Wohnungen aufgeteilt und im Erdgeschoss siedelte sich ein Restaurant an. Außerdem wurde ein rückwärtiger Anbau für weitere Wohnungen geschaffen. Heute wird die ehemalige Manufaktur als Wohnhaus mit 66 Appartements genutzt. Trotz der Umnutzung ist das von Jugendstil beeinflusste, traditionelle Gebäude in seiner äußeren Erscheinung vollständig erhalten. Im Treppenhaus des Ostflügels sind noch Wandfliesen von Scharvogel zu finden. Auf dem Gelände ist außerdem eine Brunneneinfassung erhalten.

Lit.: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Darmstadt – Denkmalschutzbehörde – Braunschweig, Wiesbaden 1994, S. 464; Heller, Carl Benno: Johann (!) Julius Scharvogel und die Gründung der Großherzoglichen Keramischen Manufaktur Darmstadt. In: Kunst in Hessen und am Mittelrhein 14, 1974, S. 101-107; Max Roesler. Keramik zwischen Jugendstil und Art Deco, Katalog Darmstadt 1998, S. 93-98.