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Jugendstil

Ende der 1880er Jahre formierte sich in Europa eine neue Kunstrichtung die in England als Arts and Crafts, in Deutschland als Jugendstil, in Frankreich als Art Nouveau, in Italien als Stile Liberty und in Spanien als Modernismo bezeichnet wurde. Dieser neuartige Stil ist als Reaktion auf den im 19. Jahrhundert vorherrschenden Historismus zu verstehen und gilt als unmittelbarer Vorläufer der modernen Kunst, Architektur und Design im 20. Jahrhundert.

Seine Wurzeln zieht der Jugendstil aus der Anfangszeit der englischen Arts and Crafts Bewegung, die besonders von William Morris und John Ruskin vorangetrieben wurde. Diese Bewegung wandte sich gegen eine industrielle und günstige Massenproduktion von kunstgewerblichen Gegenständen und berief sich auf die Qualitäten einer handwerklichen Herstellungsweise. Die Künstler strebten nach einem von der Kunst durchdrungen Leben, in dem alles in einen künstlerischen Einklang gebracht werden sollte. Somit entstanden Gesamtkunstwerke, in denen jedes Detail künstlerisch und einem individuellen ästhetischen Konzept folgend gestaltet wurde. Der Begriff Jugendstil leitet sich von dem Titel der illustrierten Wochenzeitschrift „Jugend“ ab, die zwischen 1896 und 1940 in München durch Georg Hirth und Fritz von Ostini herausgegeben wurde.

Seinen Ausdruck fand der Jugendstil gattungsübergreifend im Möbeldesign, in der Architektur, der Angewandten Kunst sowie in der Malerei und der Bildhauerei. Die Formensprache reicht von fließend abstrahierten Linien über florale Strukturen bis hin zu geometrisch reduzierten Ornamenten. Im Medium der Grafik erarbeiteten die Künstler mit Plakaten, Bucheinbänden, Postkarten sowie Briefbögen eine neue Werbeästhetik, wodurch das Grafikdesign professionalisiert und modernisiert wurde. In Kooperation mit Unternehmen schufen sie darüber hinaus die Basis des heute allgemein bekannten Corporate Identity. Bereits kurz nach der Jahrhundertwende zählte Darmstadt neben München, Berlin, Dresden und Hamburg zu den wichtigen Schauplätzen der deutschen Kunstgewerbebewegung. Neben Gebäuden der Darmstädter Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe sind weitere Bauwerke in DA, wie der Hauptbahnhof von Friedrich Pützer, das Zentralbad (heutige Jugendstilbad) von August Buxbaum sowie verschiedene Villen im Paulusviertel von der Bewegung der Lebensreform geprägt.