DA hat unter allen hessischen Städten die meisten Partnerschaftsbeziehungen. Zählt man das eigentlich mit Griesheim und der Heimstättensiedlung verschwisterte Gyönk mit, sind es 16. Jede dieser Städtepartnerschaften hat ihre eigene Geschichte. Nach der Zerstörung DAs, im Wissen um das unendliche Leid, das der Krieg über die Menschen gebracht hatte, haben die damals Verantwortlichen bewusst neben dem materiellen Wiederaufbau auch der geistigen und kulturellen Entwicklung ihre Aufmerksamkeit gewidmet. Schon in den frühen 1950er Jahren gab es Überlegungen, Partnerschaften zu Städten in den europäischen Nachbarländern einzugehen. Dies sahen alle Oberbürgermeister als Aufgabe ihrer Kommunalpolitik an. OB Ludwig Engel knüpfte Verbindungen insbesondere nach Westeuropa und schaffte damit Vertrauen in die Friedfertigkeit und Verlässlichkeit der einstigen Gegner. Diese kommunale Form der „Außenpolitik“ zeigte mit dem 1958/59 aufgenommenen Partnerschaftsring mit den Städten Alkmaar (Holland), Chesterfield (England) und Troyes (Frankreich) die ersten Erfolge. Diesen ersten Partnerstädten folgten bald weitere: Trondheim (Norwegen, 1968), Graz (Österreich, 1968) und Bursa (Türkei, 1971).
Die Städte haben, tatkräftig unterstützt durch ihre Bürgerschaft, mit wechselseitigen Begegnungen in nahezu allen Gesellschaftsbereichen wie Kultur und Theater, Tanz und Musik, Sport, Schulen und Vereinen, aber auch zwischen Einzelpersonen, das Verständnis für die unterschiedlichen Kulturen, Sitten und Gebräuche vertieft. Daraus sind später Begegnungen auf der Ebene der Politik und Verwaltung entstanden, um Erfahrung und Wissen auszutauschen mit Schwerpunkten wie Wohnungsbau, Stadtentwicklung, Denkmalpflege und Umweltschutz. Natürlich fördert die Attraktivität der Partnerstädte auch den Tourismus.
1988 gelang der zuvor nahezu undenkbare Durchbruch des „Eisernen Vorhangs”. Förderlich waren die hervorragenden Kontakte der Neuen Darmstädter Sezession zu bildenden Künstlern in Polen, die Arbeit der Chopin-Gesellschaft im Bereich der Musik sowie des Deutschen Polen-Instituts. Mit Płock wurde die nächste Städtepartnerschaft besiegelt, es kam noch zurzeit der ehemaligen DDR Freiberg (Sachsen, 1990) hinzu. Im gleichen Jahr folgten Szeged und das kleinere Gyönk (Ungarn), ein Jahr später Brescia (Italien) und Saanen/Gstaad (Schweiz) sowie mit Ushgorod (Ukraine, 1992) und Liepaja (Lettland, 1993) zwei weitere osteuropäische Städte. Damit war der Kreis der 14 Partnerstädte DAs vorerst geschlossen. 2002 kam mit dem spanischen Logroño eine weitere Städteverschwisterung zustande, die jüngste besteht seit 2017 mit San Antonio in Texas.
Eine besondere Form der Partnerschaft besteht zwischen St. Martin, einem Stadtteil von Troyes und dem Martinsviertel. Die Bürger dieser beiden Stadtteile haben sich zu einer Stadtteilverschwisterung zusammengefunden und pflegen einen sehr regen Austausch. Für die Städtepartnerschaftsarbeit sind im städtischen Haushalt feste Mittel eingestellt, die von den Besuchsgruppen auf der Grundlage eigens dafür geschaffener Förderungsrichtlinien in Anspruch genommen werden können. Ideelle und finanzielle Anreize und Hilfen durch die Stadt führen dazu, dass sich hunderte von Gruppen aus allen gesellschaftlichen Bereichen jährlich mit ihren Freunden und Bekannten treffen. Für die intensiven Anstrengungen für die Partnerschaftsarbeit und für ihre völkerverbindenden Aktivitäten hat bereits 1975 der Europarat DA den Europapreis mit der Ehrenbezeichnung „Europa-Preisträgerstadt“ verliehen. DA hat einen Sitz im Präsidium der Arbeitsgemeinschaft der Europa-Preisträgerstädte mit dem besonderen Schwerpunkt der Förderung des Jugendaustauschs.
Lit.: Europastadt Darmstadt, hrsg. von der Wissenschaftsstadt Darmstadt, Büro für Städtepartnerschaften, Darmstadt 2005.