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Roether KG – Druckerei und Verlag

Am 01.04.1835 gründete Heinrich Konrad Brill eine anfangs in der Luisenstraße gelegene Buchdruckerei, die Eduard Roether (1876-1912), Sohn des Buchdruckers und Verlegers Leopold Röther aus Osthofen, 1898 erwarb. Nach seinem Tod führte seine Frau das Unternehmen für den zwölfjährigen Sohn Gerhart (1900-1966) weiter, der es mit 21 Jahren übernahm. Die Firma, die nach mehreren Umzügen ihr Büro in der Bleichstraße 24-26 hatte, wurde in der Brandnacht 1944 zerstört. Roetherdruck konnte aber die Hausdruckerei der befreundeten Firma Merck übernehmen, für die man schon lange Etiketten herstellte. Diese Druckerei wurde im Dezember 1944 ebenfalls durch einen Luftangriff zerstört. Erhalten blieben nur die nicht brennbaren Maschinen. Nach dem Einmarsch der Amerikaner bekam die Firma bald Produktionserlaubnis und beschäftigte im Dezember 1945 schon wieder 49 Mitarbeiter.

Roetherdruck war die erste Firma der rauchlosen Industrie, die mit Hilfe der Wiederaufbau GmbH (Kurt Jahn) auf dem Gelände des Darmstädter Exerzierplatzes angesiedelt wurde. Nach dem Tod Gerhart Roethers, dem die Stadt DA für seine unternehmerischen Verdienste die Bronzene und Silberne Verdienstplakette verliehen hatte, übernahm sein Sohn Jürgen (1925-2002), der nach seiner Rückkehr aus dem Krieg 1946 Germanistik und Kunstgeschichte studiert hatte, das Familienunternehmen. Jürgen Roether, den das Darmstädter Echo als „Inkarnation des Darmstädters“ und „ein Heiner wie keiner“ betitelte, war eine Mischung aus Unternehmer, Mäzen und Schöngeist. Er prägte maßgeblich das Verlagsprogramm, das sich vor allem kunstgeschichtlicher und heimatbezogener darmstädtischer Literatur widmete. Zu nennen sind hier als Beispiele „Darmstadts Geschichte“, das bislang umfassendste Werk zur Geschichte der Stadt, und der „Datterich“, der 1841 zuerst in der damaligen Brill’schen Druckerei erschienen war. Letzterer wurde bei Roether zuletzt 1975 in der Ausgabe von Georg Hensel aufgelegt und Generationen von Darmstädter Schulabgängern überreicht. Ebenso erschienen bei Roether die Zeitung des Staatstheaters und Ausstellungskataloge. Jürgen Roether war vielfältig engagiert, so als langjähriger Vorsitzender des Landesverbands Druck, bei der IHK, als Vorsitzender des Vereins für Kunstförderung, als Vorstandsmitglied des Kunstvereins und im P.E.N.-Zentrum. Geehrt wurde er für seine zahlreichen Aktivitäten mit der Silbernen Verdienstplakette des Magistrats und 1994 mit dem Bundesverdienstkreuz. Lokale Berühmtheit erlangte er in der Rolle des Bennelbächers, den er zehn Jahre lang in den Datterich-Aufführungen der Hessischen Spielgemeinschaft mimte und hier zusammen mit seinem Sohn Thomas, der den Schmidt spielte, auf der Bühne stand. Die Begeisterung für dieses Stück lag in der Familie: Jürgens Großvater Eduard Göbel war der erste Darsteller des Datterich. 2001 musste die Eduard Roether KG beim Amtsgericht DA Insolvenzantrag stellen. Davon waren 30 Mitarbeiter betroffen.