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Staatstheater Darmstadt

Die Zeit des Provisoriums auf der Bühne des Landestheaters in der Orangerie endete 1972 mit dem Einzug des nunmehrigen „Staatstheaters Darmstadt“ in ein neues Theatergebäude auf dem Gelände des ehemaligen Neuen Palais. Vorangegangen waren jahrelange Bemühungen um den Wiederaufbau des 1944 zerstörten, als Ruine erhalten gebliebenen Theatergebäudes, des so genannten „Mollerbaus“. Neben vielen Darmstädter Bürgern engagierte sich hierfür besonders der „Verein der Freunde des Großen Hauses“ (der heutige „Verein der Freunde des Staatstheaters Darmstadt“). Doch 1961 wurde beschlossen, einen modern-funktionellen Neubau zu errichten, der Großes und Kleines Haus, Werkstattbühne, Werkstätten, Magazine und Verwaltung unter einem Dach vereinigen sollte. Planung und Bauausführung lag in den Händen des Darmstädter Architekten Rolf Prange (1919-2006). Für den Umzug und die Organisation der veränderten Bühnenverhältnisse war Günther Beelitz (* 1938) verantwortlich, Intendant seit 1971.

Besonderer Akzent des Anfangsjahrs im neuen Haus war die kurze Blüte des modernen Tanztheaters unter Gerhard Bohner (1936-1992). 1976 wurde der Opernregisseur Kurt Horres (* 28.11.1932) Intendant des Staatstheaters, der mit viel beachteten Aufführungen zeitgenössischer Opern dem Musiktheater neue Impulse gab. In seinen Inszenierungen kam besonders der hervorragende Sängerdarsteller Georg Maran (1926-2011) zur Geltung, der dem Ensemble ab 1956 vier Jahrzehnte angehörte. Im Schauspiel wurde unter Lothar Trautmann und Eike Grams ein anspruchsvolles Programm geboten. Als „ein dem Experiment zugeneigter Konservativer“ wurde Peter Brenner charakterisiert, erfolgreicher Opernregisseur und Intendant von 1984 bis 1991. Schauspieldirektor war ab 1989 Klaus Weise, dessen Arbeiten trotz gelegentlicher Irritationen beim Publikum positiven Anklang fanden, sodass im Schauspiel wie besonders in der Oper in jenen Jahren die höchste Besucherfrequenz im Staatstheater zu verzeichnen war.

In den Anfangsjahren der Intendanz von Peter Gierth (1991-1996) stießen mehrere Inszenierungen in Oper und Schauspiel auf heftige Ablehnung und waren Anlass zu einem deutlichen Besucherschwund. Ein Teil des Publikums konnte zurückgewonnen werden, nachdem Urs Schaub die Leitung des Schauspiels übernommen hatte. Als Nachfolger von Hans Drewanz (1929-2021), der mehr als 30 Jahre lang dem Musiktheater wichtige Impulse gegeben hatte, wurde 1995 Marc Albrecht Generalmusikdirektor, der die Qualität des Orchesters noch weiter zu steigern vermochte. Während der Intendanz von Gerd-Theo Umberg (1996-2004) war besonders das Musiktheater unter Operndirektor Friedrich Meyer-Oertel erfolgreich; Generalmusikdirektor wurde 2001 Stefan Blunier. Nicht die gleiche Resonanz fand das Schauspiel, dem zunächst ein Kollektiv an Regisseuren vorstand und seit 2000 Heinz Kreidl als Schauspieldirektor. Auch das Tanz/Theater unter Birgitta Trommler hatte es schwer, sich beim Publikum durchzusetzen. Der Beginn der Intendanz von John Dew 2004 ist über mehrere Jahre hin bestimmt durch die grundlegende Sanierungsarbeit am Theatergebäude. Vorübergehende Schließung des Großen Hauses, Opernvorstellungen im Kleinen Haus und Schauspielaufführungen in einer neu geschaffenen Spielstätte, den Kammerspielen, vor der Parkgarage nötigen zu Provisorien, bieten aber auch Gelegenheit zu Experimenten.

Lit.: Staatstheater Darmstadt, 300 Jahre Theatertradition 1711-2011, Edition Darmstadt 103, Hrsg. Staatstheater Darmstadt, Darmstadt 2011.