Stadtlexikon Darmstadt

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Hotels

DA konnte wegen seiner Lage an der Bergstraße schon seit dem Mittelalter durchreisende Fremde in seinen Mauern beherbergen. Die alten Darmstädter Gasthöfe waren meist Sattelhöfe, die nicht nur Reisenden, sondern auch Kutschen und Pferden Unterkunft bieten konnten. Man reiste in dieser Zeit fast nur aus beruflichen Gründen: Handwerksburschen, Fuhrleute, Kaufleute, Händler, Offiziere und Besucher des Hofs waren die typischen Übernachtungsgäste. Deshalb lagen die Gasthöfe auch an oder in der Nähe der beiden Haupt-Durchgangs- und Geschäftsstraßen, der Großen Ochsengasse und der Kirchstraße. Das erste Haus am Platze in alten Zeiten war das 1535 erstmals erwähnte Gasthaus „Zum Engel“ (Kirchstraße 1). Hier stiegen vornehme Reisende, Gesandte fremder Staaten und auch Gäste des Hofs ab, der nur wenige Meter entfernt im Schloss residierte. Weitere bekannte Herbergen waren, ebenfalls in der Kirchstraße, die „Kanne" (später Hannibal) und der „Schwan“ an der Stadtkirche. Dem „Engel“ im Range kaum nach stand der „Rote Ochse“, von dem die Ochsengasse vermutlich ihren Namen hatte. Im 17. und 18. Jahrhundert begegnen daneben die Gasthäuser „Zum Fröhlichen Mann“, „Zur Goldenen Krone“, der „Anker“, der „Storch“, der „Wilde Mann“ und die „Sonne“ in der Marktgasse, in der 1784 Friedrich Schiller übernachtete. Am Ende des 17. Jahrhunderts bekamen die Herbergen in der Stadt große Konkurrenz durch den vor dem Neuen Tor errichteten „Scheuerhof“, die spätere „Traube“. Sie lief den innerstädtischen Gasthöfen den Rang ab, weil Reisende auf der Bergstraße, die seit Ende des 17. Jahrhunderts am Herrngarten vorbei und durch die Luisenstraße geführt wurde, hier logierten, ohne die Stadt betreten zu müssen, und sich damit Kosten und Formalitäten ersparten.

Das 19. Jahrhundert brachte dem Darmstädter Gastgewerbe einschneidende Veränderungen. Durch den Ausbau DAs zur Residenz nach 1810 wuchsen nicht nur die Stadt als solche und die Zahl der Hofbediensteten und Staatsdiener an, sondern auch die Zahl hochgestellter Persönlichkeiten, die DA einen Besuch abstatteten, nahm zu. Dies hatte die Errichtung neuer, anspruchsvollerer Hotels zur Folge. 1819 gab es neben einigen traditionellen Gasthöfen in der Altstadt und der „Traube“ einige neue Häuser in der Neustadt wie den „Badischen Hof“ am Paradeplatz (Friedensplatz), den „Darmstädter Hof“ in der Rheinstraße und den „Hessischen Hof“ in der Wilhelminenstraße. Das Darmstädter Gastgewerbe trug dem Umstand Rechnung, dass die Zahl der Reisenden im Laufe des 19. Jahrhunderts nicht nur anstieg, sondern auch die Ziele und Motive der auswärtigen Besucher und Übernachtungsgäste einem Wandel unterworfen waren. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs im 19. Jahrhundert stellte gestiegene Ansprüche an die Gastlichkeit und die Bequemlichkeit. Vergnügungsreisende wollten nicht in den Zimmern übernachten, die für reisende Handwerksburschen und Fuhrleute gedacht waren. Der Tourist des 19. Jahrhunderts entstammte der bürgerlichen Schicht und stellte entsprechende Ansprüche an sein Urlaubsquartier. Die meisten alten Darmstädter Gasthöfe verschwanden deshalb im Laufe der Zeit bzw. tauchten in den Hotelempfehlungen der Reiseführer nicht mehr auf. An ihre Stelle traten neben den bereits genannten neue moderne Hotels in der Mollerstadt, z. B. das Hotel „Britannia“ in der Rheinstraße, Ecke Georgenstraße (1892), das Hotel „Hess“ in der Rheinstraße, Ecke Saalbaustraße (1908) und das Hotel „Prinz Heinrich“ in der Bleichstraße (um 1890). Der alte „Darmstädter Hof“ wurde 1903 abgerissen und durch einen imposanten Neubau ersetzt.

Alle Hotelneubauten richteten sich auf die Bahnhöfe aus, wo die weitaus meisten Gäste ankamen. 1912 entstand am neuen Hauptbahnhof das „Hotel zur Post“. Allerdings wurde 1908 an der Straße nach Dieburg neben dem „Forsthaus Einsiedel“, das schon lange Zeit einen als Ausflugslokal beliebten Restaurationsbetrieb beherbergte, ebenfalls ein Hotelneubau errichtet. Auch das Restaurant auf der Ludwigshöhe wurde um einen Hotelbetrieb erweitert. Der Darmstädter Stadtführer von 1881 führte erstmals Hotels nach Kategorien auf und brachte Informationen zu Bettenzahl, Preisen u. a. Als Gasthöfe ersten Ranges wurden die „Traube“ am Luisenplatz, der „Darmstädter Hof“ in der Rheinstraße 12, der Gasthof „Köhler“ in der Rheinstraße 48 und das „Bahnhofs-Hotel“ im Gebäude des Ludwigsbahnhofs (Bahnhöfe) genannt. Ein Zimmer in der „Traube“ kostete zwischen 2,50 und 6 Mark, das Frühstück 1,50 Mark, das Mittagessen 2,50 Mark. Die Besucherzahlen gingen zurück während des Ersten Weltkriegs und der ersten Nachkriegsjahre, stiegen jedoch Ende der 1920er Jahre wieder an. Erstes und auch größtes Haus am Platze war nach wie vor die „Traube“ mit 100 Betten, gefolgt vom „Bahnhofs-Hotel“ und dem „Darmstädter Hof“ mit jeweils 50 Betten.

Die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs brachten den Darmstädter Fremdenverkehr (Stadtwerbung) völlig zum Erliegen. Von 23 Hotels, Gasthöfen und Pensionen in DA wurden 18 zerstört oder schwer beschädigt. Die Brandnacht und die Not der Nachkriegszeit warfen die Entwicklung des Fremdenverkehrs um viele Jahre zurück. Der erste Nachkriegshotelführer aus dem Jahre 1949 wies gerade einmal 200 Betten nach. Erst in den Jahren 1954/55 wurde der Vorkriegsstand wieder erreicht, waren wenige alte Hotels wiedererstanden wie die „Traube“, die „Bockshaut“, das Hotel „Prinz Heinrich“ (1949-1974 als „Hotel Knauf“ bekannt), der „Darmstädter Hof“ (zuletzt unter dem Namen „Hotel Luxemburg“ bis 1976 betrieben und dann für Erweiterungsbauten der Stadtsparkasse abgerissen), das Hotel „Zur Post“ am Hauptbahnhof und das Hotel „Wein-Michel“ (als Weinstube 1880 gegründet, unter dem Namen „Pfälzer Hof" um 1890 zum Hotel ausgebaut, 2002 geschlossen). Oder es wurden neue errichtet wie das 1956 bis 1970 am Donnersbergring ansässige Hotel „Keller“, das „Parkhaushotel“ in der Grafenstraße (1965) und das von Peter Grund entworfene und 1949 eröffnete „Parkhotel Aachener Hof“ an der Rheinstraße neben dem John-F.-Kennedy-Haus. Dieses mondäne Hotel wurde in den 1950er Jahren zum Treffpunkt der Schönen und Reichen, Filmstars stiegen hier ab, während in der alterwürdigen „Traube“ eher Politiker und Wirtschaftskapitäne übernachteten. 1956 standen wieder fast 1.000 Betten zur Verfügung, 163.000 Übernachtungen wurden gezählt. In den 1970er und 1980er Jahren entwickelte sich DA immer mehr zum Kongress- und Kulturzentrum, 1977 wurde das Luisencenter mit Kongresshalle eröffnet. Dies führte erneut zu einer Verbesserung und Ausweitung des Hotelangebots. 1975 gab es in DA 38 Hotels, Pensionen und Gasthäuser mit 1.325 Betten. 1979 waren es fast 1.900 Betten, 1996 bereits 3.187. Die Zahl der Übernachtungen erreichte 1992 die Marke von 424.372.

Seit den 1970er Jahren entstanden eine ganze Reihe moderner Hotels, vor allem für Geschäftsreisende, z. B. die beiden Maritimhotels am Hauptbahnhof (Konferenzhotel 1982, Rhein-Main-Hotel 1991), das Ramada-Hotel an der Eschollbrücker Straße (1994), das Pallas-Hotel an der Pallaswiesenstraße (1999) und die Hotels „Ibis“ und „Etap“ an der Kasinostraße (2002). Das 1966 eröffnete Hotel im Jagdschloss Kranichstein bot ab 1997 nach komplettem Umbau seine Zimmer für Hochzeits- und Tagungsgäste an. Dafür mussten alteingesessene Hotels wie die „Traube“, der „Aachener Hof“, „Wein-Michel“ und das in städtischem Besitz befindliche „Atlantik“ in der Elisabethenstraße schließen. Mehrere große Hotelprojekte, etwa auf der Ludwigshöhe, auf dem Marienplatz und auf dem Mercksplatz, scheiterten, zuletzt (2013) am Saladin-Eck. In jüngster Zeit führte der gesteigerte Bedarf an Hotelzimmern nach der Eröffnung des Kongresszentrums „Darmstadtium“ (2007, siehe Kongressgebäude) zum Bau weiterer Hotels: im Dezember 2007 eröffnete das Welcome-Hotel am Karolinenplatz, im Januar 2012 das Hotel JungStil (neben dem bereits seit 1979 bestehenden Hotel „Rosengarten“), im September 2012 das Intercity-Hotel am Hauptbahnhof. Das Maritim-Konferenz-Hotel nahm nach einer umfassenden Sanierung im Juni 2013 wieder seinen Betrieb auf. Die Zahl der Übernachtungen erreicht mittlerweile über 630.000 im Jahr, rund 4.500 Gästebetten stehen in 41 Hotels und Pensionen zur Verfügung, davon 14 in den Stadtteilen Arheilgen, Eberstadt, Kranichstein und Wixhausen (Zahlen für 2014).