Stadtlexikon Darmstadt

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Grund, Peter

Architekt
* 15.11.1892 Pfungstadt
† 26.01.1966 Darmstadt
Nach dem Studium der Architektur an der Landesbaugewerkschule (Ingenieurschule für Bauwesen) in DA war Peter Grund Mitarbeiter bei Friedrich Pützer und Arthur Wienkoop. 1919 bis 1922 wurde er Lehrer an der Landesbaugewerkschule und gründete 1923 in Assoziation mit Karl Pinno das Architekturbüro Pinno und Grund in Dortmund. In zehn Jahren gemeinsamer Arbeit sammelten sie 50 Preise bei Wettbewerben und zahlreiche Aufträge für Siedlungen und Industriebauten. Ab 1933 war Grund Professor und Direktor der Kunstakademie Düsseldorf, Leiter der Landesstelle der Reichskammer der bildenden Künste in Düsseldorf und 1935 bis 1937 NSDAP-Referent für Städtebau. 1937 wurde Grund als Direktor der Akademie der Künste in Düsseldorf entlassen und aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossen, danach war er bis 1952 als freier Architekt in Düsseldorf tätig. 1944 bis 1945 erfolgte der Umzug nach Miltenberg/Main und 1946 dann nach DA. Von 1947 bis 1959 war Grund Oberbaudirektor in DA und dort auch als freier Architekt tätig. Grund hat den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg in DA maßgeblich beeinflusst. Seine Planungsvorschläge für die Stadt mündeten in den Wiederaufbauplan für DA 1949/50. DA war im Jahr 1949 die erste Stadt Hessens, die über eine rechtskräftige Bauleitplanung nach dem hessischen Aufbaugesetz verfügte. Bei der Wiederaufbauplanung übernahm Grund viele Ideen des Darmstädter Architekten, renommierten Kirchenbaumeisters und Stadtplaners Karl Gruber. Grundlage der Planung sollte neben der Rekonstruktion der Moller’schen Straßenzüge auch ein Ringsystem sein, bestehend aus einem äußerem und einem innerem Ring, die durch die Stadt verlaufen sollten. An den geplanten Rundplätzen, Straßenachsen und Straßenkreuzungen sollten wirkungsvolle „künstlerische Straßenbilder“ und „städtebauliche Dominanten“ entworfen werden. Das Verkehrskonzept wurde jedoch nie ganz vollendet. Seine Architektursprache war eine gemäßigte Moderne, die gleichwohl nicht auf dem Internationalismus fußte.

Zu den wichtigsten Entwürfen Grunds zählt die Nicolaikirche in Dortmund von 1928. Sie gilt als erstes komplett in Stahlbeton und Glas errichtetes Gotteshaus. Seine frühen Entwürfe in DA, wie das John-F.-Kennedy-Haus, verrieten deutlich die Herkunft aus dem Traditionalismus der Vorkriegszeit. Nach Grunds Entwürfen baute die Stadt in Bessungen die Wilhelm-Leuschner-Schule, die Friedrich-Ebert-Schule in der Heimstättensiedlung und die Peter-Behrens-Schule in der Mornewegstraße. Auch die Jugendherberge am Großen Woog, das Böllenfalltorstadion (Sportstätten, SV Darmstadt 98 e. V.), die Verwaltung der Deutschen Bausparkasse in der Heidelberger Straße und die Chirurgische Klinik (Klinikum Darmstadt) stammen von ihm. Sein eigenes Haus baute er sich 1950 in der Dieburger Straße 203. Peter Grund wurde Ehrensenator der TH Darmstadt (1955) und für die Verdienste um den Wiederaufbau der Stadt mit der Silbernen Verdienstplakette (1957) ausgezeichnet.

Lit.: Architektur der fünfziger Jahre. Die Darmstädter Meisterbauten. Katalog, hrsg. von Michael Bender und Roland May, Stuttgart 1998; Girkon, Paul: Der Architekt Peter Grund. Zu seinem 60. Geburtstag dargestellt in Verbindung mit Rudolf Pérard, Darmstadt 1952.