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Goethe, Johann Wolfgang

(seit 1782 von)
Jurist, Minister, Dichter, Naturforscher
* 28.08.1749 Frankfurt/Main
† 22.03.1832 Weimar
Johann Wolfgang Goethe begann 1765 ein Jura-Studium in Leipzig, das er 1771 in Straßburg mit der Promotion abschloss. Auf Wunsch des Vaters, des kaiserlichen Rats Johann Caspar Goethe, absolvierte er ein Rechtspraktikum am Reichskammergericht in Wetzlar und eröffnete in Frankfurt eine Anwaltspraxis. Im Dezember 1771 begegnete er dem Darmstädter Johann Heinrich Merck, nebenberuflich Schriftleiter der „Frankfurter Gelehrten Anzeigen“, an deren Jahrgang 1772 Goethe mitarbeitete. Das war der Beginn einer langjährigen Freundschaft. In der Folgezeit kam Goethe häufig von Frankfurt zu Merck, wo er im Kreis der „Darmstädter Empfindsamen“ Gleichgesinnte fand. Auf seinen Fußreisen entstanden die Hymnen „Der Wandrer“, „Wandrers Sturmlied“ und „Pilgers Morgenlied“, die ihm im Freundeskreis den Namen ‚Wanderer’ oder ‚Pilger’ einbrachten. Gemeinsam unternahm man Ausflüge zum Gehaborner Hof und zum Herrgottsberg. Dort saß Goethe oft auf einem von ihm bevorzugten Felsen, der heute noch ‚Goethefelsen’ heißt. Daran erinnert das Gedicht „Fels-Weihegesang an Psyche“, gewidmet Caroline Flachsland, der Schwägerin Andreas Peter von Hesses und späteren Frau Johann Gottfried Herders. Mit weiteren Gedichten huldigte Goethe den Hofdamen Louise von Ziegler (‚Lila’) und Henriette von Roussillon, für die er „Elysium. An Uranien“ schrieb. Goethes „Concerto dramatico“ trug den ausdrücklichen Zusatz „Aufzuführen in der Darmstädter Gemeinschaft der Heiligen“ und war auf die Darsteller und den Aufführungsort unmittelbar zugeschnitten.

Vom 16.11. bis 10.12.1772 arbeitete Goethe bei Merck in DA an kleineren Schriften, von denen einige 1773 in Mercks Verlag herauskamen. Dort erschien im gleichen Jahr auch, anonym und ohne Druckort, das Schauspiel „Götz von Berlichingen“, das ihn in Deutschland schlagartig berühmt machte. Am 16.04.1773 wanderte Goethe erneut von Wetzlar nach DA, am Hut den Brautstrauß Charlotte Buffs, Vorbild der Lotte in Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774). Zur Hochzeit Caroline Flachslands und Herders am 2. Mai in der Darmstädter Stadtkirche brachte er das „Fastnachtsspiel vom Pater Brey“ mit, „auch wohl zu tragieren nach Ostern“. Während der Korrekturarbeit am „Götz“ ereignete sich in DA eine Szene, deren Personenkonstellation sich später als „Schülerszene“ im „Faust“ wieder findet. Es erschien ein noch unsicherer Theologiestudent, der von Merck beraten sein wollte. Zuletzt bat er um einen Eintrag in sein Stammbuch. Merck benutzte ein Zitat aus dem „Götz“, Goethe zitierte Hans Sachs. Am 15.05.1775 kam Goethe in Begleitung der Grafen Friedrich Leopold und Christian Stolberg und Christian Heinrich Haugwitz auf dem Weg in die Schweiz durch DA. Goethe ging zu Merck, die jungen Adligen sprangen nach dem Pflichtbesuch bei Hofe wie ‚Göttersöhne’ in den Großen Woog. Das erregte öffentliches Ärgernis, sodass Merck der Reisegesellschaft zum beschleunigten Aufbruch riet. Auf der Rückreise kam Goethe am 21. Juli allein durch DA.

Einer Lebenskrise suchte Goethe durch eine Reise nach Süden zu entkommen. Im Gasthof Zum Ochsen in Eberstadt am 30.10.1775 begann er ein neues Tagebuch. Doch holte ihn schon in Heidelberg die Nachricht ein, dass die Kutsche des Herzogs von Sachsen-Weimar ihn in Frankfurt erwarte. Auf Einladung Carl Augusts traf Goethe am 07.11.1775 in Weimar ein und wurde schon bald mit immer umfangreicheren Regierungsgeschäften betraut. Am Jahresende 1779 besuchte er DA erneut und nahm gemeinsam mit seinem Herzog an einer Silvesterfeier bei dem Freiherrn Karl Friedrich Willibald von Groschlag in Dieburg teil. Danach verbrachte er einige Tage bei Merck, ehe er seine amtlichen Pflichten in Weimar wieder aufnahm. Während sein Freund Merck ihn noch zweimal aufsuchte, hatte Goethe mit der Satire „Triumph der Empfindsamkeit“ von der Darmstädter Episode bereits literarisch Abschied genommen. Erst im Oktober 1814 war er wieder in DA und sah im alten Hoftheater die Oper „Der Wasserträger“ von Luigi Cherubini, besichtigte die Großherzoglichen Sammlungen, sprach mit Andreas Schleiermacher, Georg Moller und dem Theatermaler Johann Georg Primavesi. Goethe war zur Tafel bei Hofe, man gedachte früherer Zeiten. Ganz ähnlich verlief sein letzter DA-Besuch am 18./19.09.1815. Mit Primavesi sprach er über Theaterdekorationen und erzählte vom „Mondschein in Rom ohne allen Mond“. Im Herrngarten befindet sich seit 1903 ein Goethe-Denkmal, geschaffen vom Darmstädter Bildhauer Ludwig Habich. Der nackte Jüngling ist nicht Goethe, sondern sein Genius! Auch Goethestraße und Goetheschule erinnern in DA an den großen Dichter.

Lit.: Ebner, Fritz: Goethe. Aus seinem Leben. Reden, Vorträge, Zeitbilder, Darmstadt 2002.