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Prinz-Georg-Garten

Der heutige Prinz-Georg-Garten bestand ursprünglich aus zwei benachbarten, voneinander unabhängigen Gartenarealen: dem Palaisgarten und dem Pretlackschen Garten. Im Winkel zwischen der heutigen Schlossgartenstraße und der alten Landstraße nach Arheilgen (die durch den heutigen Herrngarten verlief) lag ein 1624 angelegter Garten des Darmstädter Kanzlers Wolff von Todenwarth, den Landgraf Ernst Ludwig 1698 erwarb. Um 1710 ließ er hier einen kleinen Landsitz mit Sommerhaus, Remise und Orangerie errichten (Prinz-Georg-Palais). Der vorgelagerte Palaisgarten war im barocken Stil gestaltet und stellte eine Kombination aus Zier- und Nutzgarten dar. Ernst Ludwig ließ ein kleines Heckentheater und ein Teehäuschen anlegen und nutzte den Garten als Rahmen ungezwungener höfischer Festlichkeiten.

Der so genannte „Pretlacksche Garten“ wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Landgraf Georg II. auf dem Areal von ehemals 35 bürgerlichen Kleingärten errichtet. Als die Residenz 1632 von DA nach Gießen verlegt wurde, überließ der Fürst den Garten seinem Kanzler Wolff von Todenwarth, der schon im Besitz des Palaisgartens war. Um 1700 gelangte der Garten in den Besitz von Generalfeldmarschall Rudolf von Pretlack, der auf der Ostseite durch seinen Freund, den Mainzer Architekten Maximilian von Welsch, ein lang gestrecktes Gartenhaus errichten ließ. 1719 verkaufte Pretlack seinen Garten an Erbprinz Ludwig, den späteren Landgrafen Ludwig VIII., der das Grundstück zunächst verschenkte, 1748 zurückkaufte und nun Palaisgarten und Pretlackschen Garten in der noch heute bestehenden Größe zusammenlegte und die trennende Mauer abreißen ließ. Aus dieser Zeit stammen die beiden bis heute erhaltenen Sonnenuhren. 1764 schenkte Ludwig VIII. den Garten seinem Sohn Georg Wilhelm, nach dem Garten und zugehöriges Palais bis heute benannt sind. Beides ging über Großherzogin Luise an Großherzog Ludewig I. über. Seit 1829 wurde der Garten von der Großherzoglichen Gartenbaudirektion gepflegt.

Trotz wechselnder Nutzungen während des 19. Jahrhunderts erfuhr der Prinz-Georg-Garten erst nach dem Ersten Weltkrieg seine größte Veränderung: Seit 1919 diente er als Handelsgärtnerei, wurde durch den Bau eines Hochschulgebäudes auf der östlichen Gartenseite im Jahr 1934 verkleinert und im Zweiten Weltkrieg in Kleingartenparzellen für die Not leidende Bevölkerung geteilt. Nach Kriegsende bemühte sich die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessens, welche die Verantwortung für die Anlage übernommen hatte, um die Wiederherstellung der historischen Anlage. 1951 wurde der Garten wieder in seiner ursprünglichen geometrischen Form angelegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Den damaligen ästhetischen Vorstellung entsprechend hatte man die mit Nutzpflanzen gefüllten Beete jedoch durch Blumenbeete und den zerstörten Rundtempel gegenüber dem Teehäuschen 1960 durch eine Volière ersetzt. Das ausgebrannte Pretlacksche Gartenhaus wurde wiederherstellt und als Gärtnerwohnung genutzt. Erst in den 1990er Jahren wurde der Prinz-Georg-Garten nach Erarbeitung eines Parkpflegewerks wieder mit Nutzpflanzen bepflanzt, wie es ursprünglich der Fall war. Er repräsentiert heute einen in Hessen einmaligen, nach geometrisch-formalen Prinzipien gestalteten historischen Nutz- und Ziergarten. Das Pretlacksche Gartenhaus dient nach seiner Sanierung nach wie vor als Dienstgebäude, aber auch als Lesehalle für die Darmstädter Bürger.

Lit.: Haupt, Georg: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Darmstadt, 2 Bde., Darmstadt 1952–54, S. 269-276; Korsmeier, Jutta: Prinz-Georg-Garten Darmstadt. Parkpflegewerk, Bad Homburg v. d. H. 1995; 250 Jahre Prinz-Georg-Garten. Prinz-Georg-Palais und Großherzoglich-Hessische Porzellansammlung Darmstadt, Edition Darmstadt 111, Darmstadt 2014.