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Prinz-Emil-Garten/Prinz-Emil-Schlösschen

Friedrich Carl von Moser, seit 1772 erster Minister Landgraf Ludwigs IX., erwarb im Norden Bessungens mehrere Grundstücke und ließ hier 1775-76 einen Landschaftsgarten im englischen Stil anlegen. Die Anlage reichte von der heutigen Bessunger Straße bis zur Heidelberger Straße hinunter. Ein Tempel, eine künstliche Ruine, eine Eremitage und ein Weiher, in dessen Mitte sich ein chinesischer Pavillon erhob, entsprachen ganz dem Geschmack der Zeit. Alle Einbauten stammten von dem Bessunger Baumeister Johann Martin Schuhknecht, der 1775 bis 1778 auch das im Zentrum der Anlage stehende barocke Sommerhaus errichtete. Für die Bildhauerarbeiten zeichnete Hofbildhauer Johann Wendel Eckardt verantwortlich. Das eher schlicht gehaltene Palais besaß im Erdgeschoss einen großen Saal, zwei Zimmer sowie drei Kabinette und im Obergeschoss ein großes Zimmer, zwei weitere Kabinette und zwei Balkone mit Balustrade. Im Innern war das Schlösschen mit kunstvollen Malereien ausgestaltet. Nach Mosers Entlassung 1780 kaufte Prinz Ludwig, der nachmalige erste Großherzog, ihm Garten und Schlösschen ab. Nach Ludewigs I. Tod 1830 ging der Besitz zunächst auf Ludwig II. über, der ihn 1836 an seinen jüngeren Bruder Prinz Emil verkaufte, nach dem Garten und Schloss bis heute benannt sind. Nach Prinz Emils Tod fiel der Garten an den Fiskus und wurde vom Bessunger Hofgärtner Karl Noack verwaltet. Zwischen 1897 und 1914 lebten Prinz Franz Joseph Battenberg und dessen Familie im Schlösschen. Sie ließen das Gebäude 1898 von Heinrich Metzdendorf umbauen und die barocken Elemente im Garten um 1900 endgültig landschaftsgärtnerisch überformen.

Nach 1918 verwilderte der Garten. Um den Verkauf an eine Baugesellschaft zu verhindern, kaufte ihn 1927 die Stadt DA, musste allerdings aus finanziellen Gründen den östlichen Bereich als Baugrundstück an die Franziskaner-Brüder für die Erweiterung ihres 1918 eröffneten Herz-Jesu-Hospitals (Frauenklinik) abgeben. Das Schlösschen stellte die Stadt 1929 bis 1936 dem Musiker Jörg Mager zur Verfügung. In den folgenden Jahren wurde die Bebauung rings um den Park immer dichter, sodass die Wasserzufuhr zum Teich versiegte und man ihn 1934 zuschüttete.

Im Zweiten Weltkrieg wurden Palais und Garten zerstört. In den ersten Nachkriegsjahren wurde das Palais in äußerlich alter Form wiederaufgebaut und die westliche Gartenanlage provisorisch wiederhergestellt. Das Schloss stellte man zunächst den Quäkern zur Verfügung und überließ es anschließend dem Nachbarschaftsheim. Eine systematische Sanierung der gesamten Anlage, bei der der Teich mit der kleinen Insel und der schmiedeeiserne Tempel wiederhergestellt wurden, konnte erst 1986 begonnen zum Jubiläum „100 Jahre Eingemeindung Bessungens“ 1988 abgeschlossen werden. Heute sind in den Garten zwei Spielplätze integriert, am Rand befand sich ein Bolzplatz und eine Minigolfanlage (2010 geschlossen).

Lit.: Engels, Peter: Geschichte Bessungens, Darmstadt 2002 (Darmstädter Schriften 83), S. 113-117; Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Darmstadt – Denkmalschutzbehörde – Braunschweig, Wiesbaden 1994, S. 467; Söhnigen, Johanna: Grüne Genealogien der Freiheit. Friedrich Karl von Mosers Garten in Darmstadt-Bessungen, Worms 2016 (Quellen und Forschungen zur Gartenkunst Band 33).