* 15.12.1719 Darmstadt
† 06.04.1790 Pirmasens
In Hinblick auf den Erbanspruch der früh verstorbenen Mutter auf die Grafschaft Hanau-Lichtenberg wurde Ludwig schon seit 1735 im Elsass erzogen: in der Residenz Buchsweiler und an der Universität in Straßburg, wo man mit dem späteren „Hôtel Hesse-Darmstadt“ ein eigenes Stadtschloss besaß. Kurz vor der Heirat mit Karoline von Pfalz-Zweibrücken übernahm Ludwig im Sommer 1741 die selbstständige Regierung der Grafschaft und begann mit dem Aufbau einer kleinen Garnison in Pirmasens. 1742/43 kommandierte er das französische Regiment „Royal Allemand“ in Böhmen und anschließend ein preußisches Regiment in Prenzlau, eine Stellung, die er trotz der fortdauernden Bewunderung für Friedrich den Großen mit Beginn des Siebenjährigen Kriegs 1757 aufgeben musste, da Lichtenberg Lehen der Krone Frankreichs war. Weitgehend getrennt von seiner Frau lebte Ludwig hinfort in seiner Garnisonsstadt Pirmasens und befasste sich vorrangig mit Ausbau und Drill seiner Truppen, für die er Uniformen entwarf und Märsche komponierte.
Auch als er 1768 mit dem Tod des Vaters regierender Landgraf wurde, kehrte er nur kurzzeitig nach DA zurück, wo Bruder Georg Wilhelm, später der Erbprinz Ludwig (Ludewig I.), die Repräsentation übernahmen. Nur im Sommer 1772 kam Ludwig einmal für vier Monate nach Hessen, residierte im Jagdhof Bickenbach, inspizierte das in der Residenz neu gebaute Exerzierhaus und ließ einen vielleicht auch militärisch motivierten Aussichtsturm auf dem Melibocus errichten. Dennoch war er nicht nur „des Heiligen Römischen Reiches Erztambour“, wie man zeitweilig spottete. Mit dem zum Regierungschef berufenen Staatsrechtler Friedrich Carl von Moser, der ihm schon vorher ein Reformkonzept entworfen hatte, gelang die Neuordnung und Sanierung der von der Jagd-, Bau- und Theaterleidenschaft der Vorgänger zerrütteten Staats- und Finanzverwaltung mit Abwendung des drohenden Staatsbankrotts. Obwohl Moser 1780 wegen persönlicher Differenzen, auch wegen Widerstands gegen den weiteren Ausbau des Pirmasenser Militärstaats, entlassen wurde, hinterließ Ludwig das Land, dessen linksrheinische Teile inzwischen bereits von den Unruhen der Französischen Revolution bedroht waren, mit einem Überschuss in der Kabinettskasse. Ludwig IX. wurde in Pirmasens beigesetzt.
Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 15, S. 392-394; Gedenkreden zum 200. Todestag Landgraf Ludwigs IX. …, Pirmasens 1990; Wolf, Jürgen Rainer: „Soldatenlandgraf“ und „Große Landgräfin“. In: Fürstenhof und Gelehrtenrepublik. Hessische Lebensläufe des 18. Jahrhunderts (Kleine Schriftenreihe zur hessischen Landeskunde 5), Wiesbaden 1996; Haus Hessen. Biografisches Lexikon, hrsg. von Eckhart G. Franz (Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission, NF 34), Darmstadt 2012, HD 45, S. 311-313.