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Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

Die DASD wurde am 200. Geburtstag Goethes, dem 28.08.1949, in der Paulskirche zu Frankfurt am Main gegründet. Dass nach längeren Überlegungen die Wahl des Sitzes auf DA fiel, war dem Engagement Kasimir Edschmids und der Großzügigkeit der Stadt zu verdanken. Die Akademie bezog am 16.06.1951 das Ernst-Ludwig-Haus (Museum Künstlerkolonie), wo sie bis 1971 blieb. Seitdem ist sie im Glückert-Haus (Glückert-Häuser) untergebracht. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ist ein im deutschen Sprachraum einzigartiges Forum intellektueller Begegnungen, der kontroversen Diskussion und der Meinungsbildung über alle Fragen der deutschen Sprache und Literatur. Auch kulturpolitische Themen stehen verstärkt zur Debatte. In der Rechtsform eines eingetragenen Vereins wird sie sowohl aus öffentlichen als auch privaten Mitteln finanziert, deren Beschaffung und Verwendung ein Kuratorium, bestehend aus Repräsentanten des Bundes, der Ländergemeinschaft, des Landes Hessen und der Stadt DA sowie aus Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, beaufsichtigt.

Die Mitglieder der Akademie sind namhafte deutschsprachige Schriftsteller und Wissenschaftler aus vielen Ländern dieser Welt, denen der offene, nicht reglementierte Austausch, Fundament ihrer Arbeit ist. Für die Wahl in die Akademie wird ein Werk vorausgesetzt, das die deutsche Sprache und Literatur bereichert hat. Die Zahl der Mitglieder ist beschränkt. Seit ihrer Gründung veranstaltet die Akademie zweimal im Jahr öffentliche Tagungen zu aktuellen Themen der Sprache und der Literatur. Die im Frühjahr stattfindenden Tagungen finden oftmals im Ausland statt und dienen dem Kennenlernen anderer Literaturen und dem Austausch mit dortigen Schriftstellern und Intellektuellen. Ein wichtiger Aufgabenbereich ist die Spracharbeit der Akademie. Dazu gehört auch, die Entwicklungen der Sprache aufmerksam und kritisch zu verfolgen, wie sie es beispielsweise im Streit um die Einheit der deutschen Rechtschreibung getan hat, ebenso die Beteiligung am öffentlichen Sprachdiskurs, wie es nunmehr mit dem "Bericht zur Lage der deutschen Sprache" geschieht. Weiterhin dokumentiert sich ihre Arbeit in der langen Reihe ihrer Publikationen. Vornehmlich geht es hier um Werke verfolgter und vergessener Dichter, die in vorbildlichen Ausgaben wieder zugänglich gemacht werden. Das bezog sich zunächst vorrangig auf Schriftsteller, die zwischen 1933 und 1945 im NS-Regime verfolgt oder ins Exil gejagt wurden, heute auch auf vergessene Aufklärer und Zeitkritiker wie Knigge oder Rahel Varnhagen. Zu den großen Editionen der Reihe gehören auch die Exil-Briefwechsel des gebürtigen Darmstädters Karl Wolfskehl. Daneben veröffentlicht die Akademie Schriften zu aktuellen Problemen der zeitgenössischen Literatur und der Gegenwartssprache.

Durch die Vergabe von fünf Preisen, ein ebenfalls wichtiger und öffentlichkeitswirksamer Teil ihrer Arbeit, sucht die Akademie die bedeutendsten Dichter und Übersetzer sowie Gelehrte, Essayisten und Persönlichkeiten, die sich um die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland verdient gemacht haben, auszuzeichnen und somit Maßstäbe zu setzen. Diese sind: der Georg-Büchner-Preis, der Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa, der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay, der Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland und der Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung. Bisherige Präsidenten der Akademie: Rudolf Pechel 1950-1952, Bruno Snell 1952-1953, Hermann Kasack 1953-1963, Hanns Wilhelm Eppelsheimer 1963-1966, Gerhard Storz 1966-1972, Karl Krolow 1972-1975, Peter de Mendelssohn 1975-1982, Herbert Heckmann 1984-1996, Christian Meier 1996-2002, Klaus Reichert 2002-2011, Heinrich Detering 2011-2017, Ernst Osterkamp 2017-2023, Ingo Schulze seit 2017.

Lit.: Zwischen Kritik und Zuversicht. 50 Jahre Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, hrsg. von Michael Assmann und Herbert Heckmann, Göttingen 1999; Wie sie sich selber sehen. Antrittsreden der Mitglieder vor dem Kollegium der Deutschen Akademie, hrsg. von Michael Assmann, Göttingen 1999; Doppelleben. Literarische Szenen aus Nachkriegsdeutschland, hrsg. von Helmut Böttiger, Bernd Busch, Thomas Combrink unter Mitarbeit von Lutz Dittrich, Göttingen 2009.