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Edschmid, Kasimir

Schriftsteller
* 05.10.1890 Darmstadt
† 31.08.1966 Vulpera/Schweiz
Der Dichter Kasimir Edschmid wurde als Eduard Hermann Wilhelm Schmid in DA geboren. Nach dem Abitur am Ludwig-Georgs-Gymnasium studierte er 1909 bis 1914 Germanistik, Romanistik und Geschichte an den Universitäten in München, Paris, Gießen, Straßburg und Genf. Seit 1910 entstanden die ersten Gedichte. 1911 erschien unter dem Pseudonym „ED Schmid“ der Gedichtband „Verse, Hymnen und Gesänge“, und 1913 gab der Darmstädter Verleger Hohmann den Band „Bilder. Lyrische Projektionen“ heraus. Parallel zur Lyrik schrieb Edschmid, dessen Pseudonym 1946 als Familienname legalisiert wurde, Erzählungen, Novellen und Prosa. Edschmid veröffentlichte in zahlreichen Zeitschriften, wie „Die Aktion“, „Die weißen Blätter“, „Die Rheinlande“, und in der „Frankfurter Zeitung“. Der literarische Durchbruch gelang ihm mit seinen Novellen „Die sechs Mündungen“ und „Das rasende Leben“, die in der Reihe „Der jüngste Tag“ im Verlag von Kurt Wolff erschienen. Edschmid schuf, wie ihm die Kritik attestierte, „Musterbeispiele des literarischen Expressionismus“ und wurde zum Wortführer des Zeitstils. Für die jugendlichen Gründer des Darmstädter spätexpressionistischen Kreises um „Die Dachstube“ und „Das Tribunal“ wurde Edschmid zur Zentralgestalt. Er stand hilfreich zur Seite und arbeitete als Beiträger mit. Bildende Kunst interessierte ihn schon sehr früh, und er wurde ein wesentlicher Anreger des Darmstädter Expressionistenkreises (Expressionismus). Gemeinsam mit Carl Gunschmann gründete er 1919 die Darmstädter Sezession. Max Beckmann und Ludwig Meidner wurden auf seine Vermittlung hin Mitglieder der Künstlergruppe. Edschmid engagierte sich politisch innerhalb der Clarté-Bewegung, hielt Vorträge und wurde mit der Herausgabe der Schriftenreihe „Tribüne der Kunst und Zeit“ zum Sprachrohr seiner Generation. Schon um 1920 beschrieb er den dichterischen Expressionismus literaturhistorisch. In dieser Zeit veränderte sich seine Sprache: Sprachgewalt und Wortzerstücklung der expressiven Texte überführte er als Stilist in eine beschreibende Essayistik. Gemeinsam mit der Malerin Erna Pinner, die er 1916 in Frankfurt/Main kennen lernte, bereiste er abenteuerreich und intensiv Europa, Afrika, Südamerika und wurde mit seinen zahllosen Büchern zum bedeutendsten Reiseschriftsteller seiner Zeit. 1927 erhielt er den Georg-Büchner-Preis.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Edschmid wieder aktiv am kulturellen Leben teil. Er beteiligte sich 1948 an der Deutschen Schriftstellertagung in Frankfurt/Main, wurde bei der ersten Tagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zum Vizepräsidenten gewählt und gehörte 1951 zu den Mitbegründern des Deutschen P.E.N.-Zentrums, dessen Generalsekretär er war. In seinen späteren Jahren wurde Edschmid mit Orden und Preisen vielfach geehrt. Edschmid, dessen Bibliografie 786 Veröffentlichungen umfasst, ist einer der wichtigsten Vertreter des literarischen Expressionismus. Sein Werk, aber auch seine Verdienste um die Darmstädter Literatur waren Anlass für die Stadt DA, ihn 1960 zum Ehrenbürger zu ernennen. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Alten Friedhof in DA. Auf der Rosenhöhe erinnert der Edschmidweg an ihn.

Lit.: Schlösser, Hermann: Kasimir Edschmid. Expressionist – Reisender – Romancier. Eine Werkbiographie. Bielefeld 2007; Böttiger, Helmut/Dittrich, Lutz: „Die Scham, mich plötzlich mit der ganzen zersetzenden Literatengesellschaft zusammen zu sehen“. Drahtzieher im Literaturbereich (2): Kasimir Edschmid. In: Dies.: Doppelleben. Literarische Szenen aus Nachkriegs-Deutschland. Begleitbuch zur Ausstellung. Göttingen 2009, S. 34-63; Schlösser, Hermann: Ein allzu kurzer Prozess. Einige Einwände gegen das Buch „Doppelleben. Literarische Szenen aus Nachkriegsdeutschland“ von Helmut Böttiger und Lutz Dittrich [Manuskript 2009]; Darmstädter Ehrengräber, Darmstadt 2016 (Darmstädter Schriften 105), S. 54-57.