Maler, Grafiker, Schriftsteller
* 18.04.1884 Bernstadt/Schlesien
† 14.05.1966 Darmstadt
Nach einer Maurerlehre für den vorgesehenen Architekturberuf studierte Ludwig Meidner von 1903 bis 1905 an der Königlichen Kunstschule in Breslau. 1906 lebte er als Modezeichner in Berlin und studierte 1906/07 an der Académie Julian, wo er mit Amadeo Modigliani befreundet war. 1908 bis 1912 lebte Meidner „in niederdrückenden Umständen“ wieder in Berlin und gründete 1912 zusammen mit Richard Janthur und Jakob Steinhardt den Malerklub „Die Pathetiker“. Im selben Jahr stellte Meidner in Herwarth Waldens „Sturm“-Galerie aus. Während des Kriegsdiensts, der ihm die Möglichkeit zum Malen nahm, schrieb er zwei Bücher: „Im Nacken das Sternemeer“ und „Septemberschrei“, die zu den wichtigsten expressionistischen Prosawerken gehören. Von 1924 bis 1935 war Meidner Lehrer an den Studienateliers für Malerei und Plastik in Berlin-Charlottenburg. Als „entarteter Künstler“ gebrandmarkt, hatte er nach 1933 Ausstellungsverbot. Unentdeckt arbeitete er als Zeichenlehrer an der jüdischen Schule „Jawneh“ in Köln. 1939 emigrierte Meidner mit seiner Familie nach London.
1952 besuchte er erstmals wieder Deutschland und übersiedelte 1953 in die Bundesrepublik. Er lebte zuerst in einem jüdischen Altersheim in Frankfurt/Main, dann im Taunus und ab 1963 in DA, wo er auf dem Jüdischen Friedhof seine letzte Ruhe fand. Der frühexpressionistische Maler Meidner arbeitete für viele Zeitschriften seiner Zeit. Schon vor dem Ersten Weltkrieg malte er Schreckensvisionen des vorgeahnten Kriegs. Seine Hauptbedeutung in den 1920er Jahren lag auf dem Porträt – fast alle seine Maler- und Dichterfreunde hat er im Bildnis festgehalten. Kasimir Edschmid lud Meidner zur Mitarbeit am „Tribunal“ ein und gewann ihn als Mitglied für die Darmstädter Sezession. 1920 war Meidner mit drei Bildern auf der Expressionismus-Ausstellung in DA vertreten. Der Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit lag vor allem auf der Zeichnung und der Druckgrafik. Während seiner letzten Lebensjahre in DA erlebte der vergessene Maler ein großes Comeback. Sein Werk wurde in vielen Ausstellungen gezeigt, und er erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Der zeichnerische und schriftliche Nachlass befindet sich in der Städtischen Kunstsammlung, im Stadtarchiv DA und im Jüdischen Museum in Frankfurt/Main. In Arheilgen erinnert seit 1978 der Meidnerweg an ihn.
Lit.: Breuer, Gerda / Wagemann, Ines: Ludwig Meidner. Zeichner, Maler, Literat (1884-1966), Ausstellungskatalog Institut Mathildenhöhe Darmstadt, 2 Bde., Stuttgart 1991; Presler, Gerd / Riedel, Erik: Ludwig Meidner. Werkverzeichnis der Skizzenbücher, München u.a. 2013; Horcher in der Zeit: Ludwig Meidner im Exil, Ausstellungskatalog Museum Giersch der Goethe-Universität, München 2016; Ludwig Meidner - Begegnungen, Ausstellungskatalog Institut Mathildenhöhe Darmstadt, München 2016.