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Gesellschaft Hessischer Bücherfreunde

„Zweck der Gesellschaft Hessischer Bücherfreunde ist, alle Freunde hessischer Buchkunst zusammenzuschließen und Bücherkunde und Buchkunst in jeder Weise zu fördern. Dieser Zweck soll erreicht werden durch: Veröffentlichungen mustergültiger Druckwerke und Drucksachen aller Art, durch Pflege des schönen und wertvollen Bucheinbandes, durch Veranstaltungen von Vorträgen und Ausstellungen auf dem Gebiete der Buchkunst und des Buchgewerbes und durch Vermittlung von Auskünften auf allen Gebieten der Typographie und des Buchgewerbes.“ So wurde die inhaltliche Zielsetzung in der internen Satzung der Vereinigung 1929 beschrieben und festgesetzt. Die Gesellschaft Hessischer Bücherfreunde wurde auf Anregung des Großherzogs Ernst Ludwig am 16.03.1918 von Kuno Graf Hardenberg mit der Absicht gegründet, neben der seit 1907 bestehenden Ernst Ludwig-Presse, das Interesse und die Freude am schön gestalteten Buch in weite Kreise zu tragen. Die Ernst Ludwig-Presse, als einzige fürstliche Privatpresse, sollte höchsten bibliophilen Ansprüchen dienen, von ausgewählter Typografie über wertvollste Materialien für Papier und Einband, von kleinster Auflage bis hin zur Auswahl bedeutender literarischer Texte. Die Gesellschaft Hessischer Bücherfreunde dagegen bot ihre Bücher bewusst preiswerter, gedruckt in größeren Auflagen, zwischen 100 und 1.000 Exemplaren an. Träger und Motor der Gesellschaft war im Wesentlichen der literarisch ambitionierte und künstlerisch anregende Kuno Graf von Hardenberg, enger Mitarbeiter, Vermögensverwalter und Hofmarschall des Großherzogs. Er führte die Gesellschaft zu einer der mitgliederstärksten Bibliophilenvereinigung in Deutschland.

Das Programm der rund 120 Veröffentlichungen war breit angelegt: Neben bibliophilen Büchern und Kleinstdrucken, erschienen auch Publikationen mit rein literarischen Inhalten und von kunst- und kulturhistorischer Bedeutung. Wichtig für die Darmstädter Kunstgeschichte sind die Monografien über die Maler Johann Christian Fiedler, Gotthelf Leberecht Glaeser, August Fritz, August Lucas und Wilhelm Merck. Zum Stadtjubiläum 1930 erschien NiebergallsDatterich“ mit 40 Scherenschnitten von Hermann Pfeiffer. Neben den Jahresgaben der Gesellschaft als ordentliche und außerordentliche Veröffentlichungen, gab es kuriose Buchreihen, so das „Orientalische Cabinett“, das „Cabinett absonderlicher Begebenheiten“ und die „Würfelbücherei“. Gedruckt wurden die Publikationen überwiegend bei der L. C. Wittich’schen Hofbuchdruckerei, bei Hohmann, aber auch bei Wilhelm Gerstung in Offenbach und auf der Ernst Ludwig-Presse (Verlage). Zu den Künstlern der häufig illustrierten Bände gehörten Annelise Reichmann, Ulrich Hallerstede, Adolf Metus Schwindt, Christian Beyer, Georg Johann Köhler u. a. Zahlreiche Texte verfasste, zum Teil unter Pseudonym, Kuno Graf von Hardenberg selbst. Anfang der 1940er Jahre, nachdem handbuchartig in drei Bänden die Geschichte der Darmstädter Kunst von Ernst Emmerling (1936/37/38) und ein Band über Johann Hermann Riedesel Freiherrn zu Eisenbachs (1740-1785) „Sendschreiben über seine Reise nach Sizilien und Großgriechenland 1767“ erschienen ist, stellte die Gesellschaft ihre Produktion ein und löste den Verein auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte die Gesellschaft Hessischer Bücherfreunde erneut auf, wurde aber sehr bald mit anderer Zielsetzung von der Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde abgelöst.