In Zeiten, da andere Städte wegen der schwierigen Haushaltslage mit dem Abbau kultureller Einrichtungen beginnen mussten, hat die Stadt DA unter Förderung von OB Peter Benz im Jahr 1995 ein Literaturhaus installiert, das unter den vergleichbaren Häusern in Deutschland eine besondere Position einnimmt. Sind andere Literaturhäuser wie die in Hamburg und München vor allem durch große Stiftungen zustande gekommen, so ist das Darmstädter Literaturhaus ganz durch städtische Initiative realisiert worden. Der Hauptsponsor ist das Energieunternehmen Entega, weitere Darmstädter Firmen unterstützen das Haus ebenfalls. Die Stadt hatte bei der Gründung den Vorteil, mit dem John-F.-Kennedy-Haus ein Gebäude zur Verfügung zu haben, das einer neuen Nutzung offen stand. In ihm sind u. a. mit Ausnahme der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und des Deutschen Literaturfonds alle in DA ansässigen literarischen Institutionen beheimatet, darunter die Goethe-, die Lichtenberg-, die Langgässer-Gesellschaft und die Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde, die Luise-Büchner-Bibliothek sowie das P.E.N.-Zentrum der Bundesrepublik Deutschland (seit 2021 auf der Mathildenhöhe). Zahlreiche andere kulturelle Vereine und Vereinigungen haben ihr Büro ebenfalls in diesem Haus.
Die seit der Gründung bis 2009 nebenamtlich aktiven Programmleiter Andreas Müller und Rainer Wieczorek gliederten das – unter Berücksichtung der Veranstaltungen anderer Institutionen – von ihnen zu verantwortende Programm in zwei Blöcke und stimmten es auf die Bedürfnisse der Darmstädter Literaturfreunde ab: im Herbst und Winter sowie nach der Weihnachtspause im Winter und Frühjahr fanden jeweils bis zu 15 Veranstaltungen statt. Wiederkehrende Programmschwerpunkte waren beispielsweise „Literatur unserer Nachbarn“, „Literatur und Jazz“, „Junge Literatur“, „Buch-Premiere“, „Neuerscheinung“ u. a. Immer wieder standen auch Sachbücher im Programm, wurden „Themen“, nicht zuletzt auch historische und gesellschaftspolitische, behandelt. Im Laufe der Jahre versammelte sich im häufig überfüllten Auditorium des Literaturhauses viel literarische Prominenz: Der Nobelpreisträger Imre Kertész hat schon im April 1996 für eine der eindrücklichsten Lesungen gesorgt. Cees Nooteboom war zu Gast, ebenso die Suhrkamp-Chefin Ulla Berkéwicz, die ihre Autorenqualitäten genauso unter Beweis stellte wie Hans Joachim Schädlich, Harry Rowohlt, Wilhelm Genazino, Günter Kunert, Robert Gernhardt, Urs Widmer, Raoul Schrott, Monika Maron, Peter Esterházy, Wolfgang Hilbig, Robert Menasse, Birgit Vanderbeke, Michael Krüger, Raphael Urweider und Klaus Voormann, – um nur einige zu nennen. Wichtige Abende widmeten sich dem Werk bedeutender Autoren wie Max Frisch, Uwe Johnson, Paul Celan, der Mann-Familie, Franz Kafka, Arno Schmidt und Thomas Bernhard.
Die literarischen Veranstaltungen im Literaturhaus sind wichtiger Teil der städtischen Literaturförderung und der Literaturvermittlung. An der Kasinostraße gelegen, wird das Literaturhaus als eine selbstverständliche Einrichtung der Stadt wahrgenommen, so, als gäbe es sie „schon immer“. Mit seinen diversen Bibliotheken und einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm ist es ein beliebter Ort, an dem renommierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller ebenso wie talentierte Debütautoren, Künstlerinnen und Künstler verschiedener Sparten, Literaturschaffende und das Publikum einander begegnen und sich austauschen können.
Drei Säulen bestimmen heute die Aktivitäten des Literaturhauses Darmstadt: das städtische Hauptprogramm mit literarischen Veranstaltungen, das Zentrum neue Literatur mit Textwerkstatt und Lesebühne sowie das Gesamtprogramm der literarischen und kulturellen Vereine und Institutionen im Literaturhaus wie der Chopin-Gesellschaft, der Darmstädter Tage der Fotografie, der Deutsch-Bulgarischen-Gesellschaft, der Deutsch-Indischen Gesellschaft, der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, des Vereins Ehrenamt für Darmstadt, der Elisabeth-Langgässer Gesellschaft, des Foto-Clubs Darmstadt, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit / Alexander-Haas-Bibliothek, der Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde, der Illustratoren Darmstadt, des Instituts für Praxis der Philosophie, des Kunst Archiv Darmstadt, der Lichtenberg-Gesellschaft, der Luise-Büchner-Bibliothek / Luise-Büchner-Gesellschaft, der Societá Dante Alighieri Comitato de Darmstadt, der werkbundakademie darmstadt (s. Deutscher Werkbund e.V.). Die Koordination der Veranstaltungen des Literaturhauses wird vom Literaturhausbüro durchgeführt. Zuständig für das Hauptprogramm und für neue Inhalte und Aktivitäten im Gesamtprogramm ist die Programmleitung des Literaturhauses.