In DA herausgegebene und gedruckte Tageszeitung der SPD. Sie erschien zuerst am 27.09.1907 mit dem Untertitel „Organ für die Interessen des werktätigen Volkes“ und wurde am 02.05.1933 auf Anordnung der nationalsozialistischen Regierung eingestellt. Die letzte vollständige Ausgabe des Hessischen Volksfreunds vor dem Verbot datiert vom 29.04.1933. Gegründet von der Sektion der SPD im ehemaligen Reichstagswahlkreis DA-Groß-Gerau, fand der Hessische Volksfreund seine Verbreitung hauptsächlich bei Parteimitgliedern und Sympathisanten aus der Provinz Starkenburg. Druck und Vertrieb besorgte die Genossenschaftsdruckerei Alwin May mit anfänglichem Sitz im Darmstädter Gewerkschaftshaus Bismarckstraße 19 und seit 1920 in dem genossenschaftseigenen Druckereigebäude Neckarstraße 4. Erster Hauptschriftleiter oder Chefredakteur des Hessischen Volksfreunds war der Reichstagsabgeordnete Ludwig Quessel, der schon 1908 von dem gelernten Schriftsetzer und Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats Wilhelm Knoblauch (1874-1939) abgelöst wurde. Ihm folgte Mitte Dezember 1918 abermals Quessel, der das Blatt nun bis zu seinem Tod im Jahr 1931 leitete. Der Vorsitzende der Darmstädter SPD, Richard Seubert, führte den Hessischen Volksfreund anschließend bis zu seinem erstmaligen Verbot am 26.03.1933, die letzten Ausgaben bis Mai 1933 besorgten die langjährigen Redakteure August Geißlinger und Karl Eckert.
Als Vorläufer des Hessischen Volksfreunds gilt die zur Zeit der Bismarck’schen Sozialistengesetze von Adam Leißler in DA herausgegebene „Darmstädter Freie Presse“, mit deren Gründung Leißler einer Empfehlung des 1880 in der Schweiz abgehaltenen Sozialdemokratischen Parteitags gefolgt war. Nach Leißlers Tod am 14.02.1887 und der Einstellung des Blatts wurde die sozialdemokratische Leserschaft Südhessens von oft kurzlebigen Zeitungen verschiedener Herausgeber bedient, unter denen sich bereits ein erster „Hessischer Volksfreund“ befand. Aber erst nach dem Aufstieg der SPD zur Massenpartei vor dem Ersten Weltkrieg waren im Darmstädter Reichstagswahlkreis alle Voraussetzungen für ein eigenständiges und prosperierendes Parteiblatt der SPD gegeben. Das Feuilleton des Hessischen Volksfreunds konnte während der 1920er Jahre zu einer Plattform für viele Erscheinungen aus Kunst und Literatur in DA werden, denen das Etikett „fortschrittlich“ oder „zeitgemäß“ anhaftete. Unter seinen Autoren fand man seinerzeit bekannte Darmstädter Literaten wie Wilhelm Michel, Anton Schnack und Kasimir Edschmid, der Maler und Grafiker Paul Thesing wirkte 1924 bis 1932 als politischer Karikaturist des Blatts. Diese Tatsache verdankt sich wohl einer bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurückreichenden Einbindung führender Darmstädter Sozialdemokraten in die literarischen und künstlerischen Zirkel der Hessischen Landeshauptstadt (Haubach, Leuschner, Mierendorff, Dachstube, Tribunal, Darmstädter Sezession).