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Starkenburg

Die Starkenburg, die älteste urkundlich belegte Höhenburg an der Bergstraße mit trapezförmigem Grundriss unmittelbar über Heppenheim auf einem Bergkegel (294 m), wurde 1065/66 von Abt Udalrich als Schutzfeste und Passsperre für das Kloster Lorsch erbaut. 1232 fiel die Burg an Mainz, worauf der Mainzer Erzbischof vom Papst exkommuniziert wurde. 1267 wurde der erste Mainzer Burggraf erwähnt, dem bis 1796 noch 81 folgen sollten. In den nächsten Jahrhunderten war die Starkenburg häufig zwischen Kurpfalz und Mainz umstritten. 1680 erfolgte der Ausbau zur Festung, die 1688, 1689 und 1693 französischen Belagerungen standhielt. 1765 zum Abbruch versteigert, aber bereits 1787 vom Mainzer Kurfürsten quasi unter Denkmalschutz gestellt, fiel die Ruine 1803 an Hessen und wurde 1832 der hessischen Forstverwaltung unterstellt. Am 22.10.1924 wurde der frei im Burghof stehende Bergfried wegen angeblicher Baufälligkeit gesprengt und ein nicht historischer Ersatzbau errichtet. Nach Beseitigung von Schäden im Zweiten Weltkrieg wurde 1959 eine Jugendherberge eingerichtet. Die Starkenburg war Namensgeber für eine ausgestorbene Lorscher Niederadelsfamilie und als Sitz eines Mainzer Amtmanns bzw. Oberamtmanns auch für das Mainzer Amt Starkenburg mit den vier Amtsvogteien Bensheim, Heppenheim, Lorsch und Fürth (1803). Daran knüpfte Hessen an, als es nach 1803 die neue Provinz, die den Odenwald und die südlichen, dem Rhein zugewandten Landesteile umfasste, ebenfalls nach der immer noch präsenten und raumbeherrschenden Burgruine „Starkenburg“ benannnte. Die gleichnamige Provinzialregierung, seit 1832 Provinzialkommissär, seit 1860 Provinzialdirektion genannt, hatte ihren Sitz in DA. Von hier aus wurden die verschiedenen Provinzialanstalten, Stiftungen und Fonds (z. B. Provinzialschulfonds für die Lehrerunterstützung) sowie kreisüberschreitende Aufgaben (z. B. Provinzialstraßenbau, Schulen) verwaltet. 1937 wurde die Provinz Starkenburg im Zuge der Einpassung Hessens in den nationalsozialistischen „Führerstaat“ aufgelöst. Auf die alte Verwaltungsgliederung gehen aber die noch heute gültigen Kammerbezirke wie die der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, des Landgerichts (Gerichtsbarkeit) und des DGB (Gewerkschaften) sowie der Bezirk der Oberliga im Fußball zurück.

Lit.: Küchler, Friedrich A.: Handbuch der Lokal-Staatsverwaltung mit Berücksichtigung der Kreis- und Provinzialverwaltung im Großherzogtum Hessen, 2. Aufl., Heidelberg 1866; Müller, Wilhelm: Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1, Darmstadt 1937, S. 103f., 681-685; Buchmann, Hans: Burgen und Schlösser an der Bergstraße, Stuttgart 1986, S. 152-164; Schott, Dieter: Die Provinz Starkenburg im Zeitalter der Hochindustrialisierung (1806-1871). In: Ulrich Eisenbach (Hrsg.): Von den Anfängen der Industrialisierung zur Engineering Region. 150 Jahre IHK Rhein Main Neckar, Darmstadt 2012, S. 71-102.