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Hachenburger, Herz Hähnle

Geiger, Orchesterleiter
* 1787 Darmstadt
† 27.01.1851 Darmstadt
Am 16.09.1769 erhielten die beiden jüdischen Brüder und Musiker Hähnle (um 1746-30.07.1826) und Samuel Hachenburger (um 1740-12.01.1786) von Landgraf Ludwig IX. das Privileg, bei allen jüdischen Hochzeiten in der gesamten Obergrafschaft Katzenelnbogen aufspielen zu dürfen. Dies markiert den Beginn einer über drei Generationen in DA und Südhessen erfolgreichen Musikerdynastie, deren begabtester Kopf Hähnles 1787 geborener Sohn Herz Hähnle war. Er erhielt von seinem Vater Unterricht in Violine und anderen Instrumenten. Kompositionsunterricht erhielt er von Georg Joseph Vogler. 1813 annoncierte Hachenburger, dass er in DA Gitarrenunterricht erteile. Einige Jahre später gründete er mit seinem Bruder Moses und seinen Vettern Abraham und Moses ein Quartett, das schon bald über die Rolle der Hochzeits- und Kirmesmusik hinauswuchs, zur begehrtesten Musikkapelle in DA in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde und dem Kapellmeister den Namen „Darmstädter Strauß“ eintrug. Die Konzerte der „Herzer“, die als Streichquartett, aber auch – verstärkt durch Musiker aus der eigenen Verwandtschaft und durch Mitglieder der Hofkapelle, später durch Hachenburgers eigene Söhne – als Streichorchester mit bis zu 30 Mann auftraten, waren eine Attraktion. Hachenburger und sein Orchester musizierten regelmäßig bei Hofe, auch im Auerbacher Fürstenlager, spielten bei fast allen Hofbällen; sie gaben Konzerte im Chausseehaus, in der Traube, im Karlshof, aber auch im Hoftheater, spielten bei Bällen und bei Hochzeiten. Johann Strauß selbst lobte im März 1849 bei einem Besuch in DA die außergewöhnliche Qualität des Orchesters. Unsterblichen Ruhm erlangten die „Herzer“ durch die Erwähnung in Niebergalls Datterich. Neben seiner Orchesterarbeit komponierte Hachenburger auch Gesänge für die jüdischen Festtage in der Synagoge.

Nach seinem Tod führten seine Söhne das Orchester eine Zeit lang weiter, bevor es dann von anderen Musikern übernommen wurde und sich nach 1880 auflöste. Seine Freunde und Verehrer setzten Hachenburger auf dem Jüdischen Friedhof ein von Johann Baptist Scholl dem Jüngeren entworfenes Denkmal. Sein Sohn Hähnle Herz (09.01.1828-25.07.1874) war seit 1856 als Violinist Mitglied der Hofkapelle, betätigte sich daneben als Klaviervirtuose und Komponist. Der zweite Sohn Ludwig Kallmann (25.08.1823-03.09.1879) wanderte 1854 nach Amerika aus und war bei seinem Tod Cellist der New Yorker Philharmoniker. Der dritte Sohn Sekki Herz (06.10.1814-06.06.1873) gab den Musikerberuf auf und wurde einer der ersten Darmstädter Fotografen (Fotografie in DA).

Lit.: Schweitzer, Philipp: Darmstädter Musikleben im 19. Jahrhundert, Darmstadt 1975 (Darmstädter Schriften 37), S. 43-49; Juden als Darmstädter Bürger, begründet von Eckhart G. Franz, neu hrsg. von J. Friedrich Battenberg, Peter Engels und Thomas Lange, Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen, Wiesbaden 2019, S. 274-279.