Stadtlexikon Darmstadt

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Seibert, Eugen

Architekt
* 13.08.1883 Mannheim
† 24.09.1938 München
Nach dem Architekturstudium an der TH Darmstadt trat Eugen Seibert 1905 in das Architekturbüro Mahr und Markwort ein, wo er nach Mahrs Ausscheiden die baukünstlerische Leitung übernahm (
Markwort & Seibert). In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg entstanden zahlreiche Villen und Landhäuser in und außerhalb DAs. Beispiele sind: Landhausgruppe Roquetteweg 33, 35, 37 und „Haus Steinbusch“ in der Ohlystraße 74 (beide 1911); mit deutlich neubarockem Einschlag „Haus Becker“ im Roquetteweg 31 (1912) und „Haus Wilbrand“ in der Dieburger Straße 199 (1913). Gleichzeitig zum Pützer’schen Neubau des Hauptbahnhofs plante Seibert am Bahnhofsplatz zwischen Post- und Rheinstraße große geschlossene Blocks von Geschäftshäusern, von denen – unterbrochen vom Weltkrieg – nur der nördliche realisiert wurde (ehem. „Bahnhofshotel“ Platz der deutschen Einheit 21, 23 und ehem. „Hotel zur Post“ Poststraße 5, beide von 1912 (Hotels), sowie das äußerlich dem veränderten Zeitgeschmack angepasste ehemalige „Mielehaus“ von 1928 am Platz der deutschen Einheit 25). Aufgrund der Bedeutung für die Kriegswirtschaft entstand ab 1916 die umfangreiche Zechenanlage für die Manganerzgrube in Waldalgesheim bei Bingen, zusammen mit zahlreichen Ersatzwohnhäusern für die umgesiedelte Bevölkerung. Expressionistische Stilelemente weisen vor allem seine Großbauten der Nachkriegszeit auf; erhalten sind z. B. das Umspannwerk am Dornheimer Weg 24 (1926), das Kesselhaus der ehemaligen Paraffin- und Mineralölfabrik in Messel (1927) und das Hauptlaboratorium der Firma Merck in der Frankfurter Straße 250 (1928). Nach einem ersten Krankenhausbau in Schlüchtern, der schon 1912/13 errichtet wurde, plante Seibert anknüpfend an die Architektur des Internationalen Stils für DA zwei große Krankenhausanlagen, die Chirurgische Klinik am Elisabethenstift (1929/30) und das Alice-Hospital (1935/36). Ähnlich gestaltete er das große Verwaltungsgebäude des Chemieunternehmens Kalle in Biebrich (1938). Im Seitersweg entstand in den 1930er Jahren eine Gruppe vier stattlicher Villen: das eigene Haus Am Löwentor 24, Seitersweg 20 und 22 sowie Am Oberfeld 22. Aus dem Jahr 1934 stammt das gut erhaltene Schwesternwohnheim Schubertweg 1. Trotz vielfacher Zerstörung seiner Gebäude ist kein anderer Architekt im Darmstädter Stadtbild so präsent geblieben wie Seibert.

Lit.: Streese, Max: Ausgeführte Bauten und Entwürfe aus dem Architektur-Büro Markwort & Seibert Darmstadt. In: Dokumente neudeutscher Baukunst 1921, S. V-VII, 71f.