Stadtlexikon Darmstadt

Logo Darmstadt

Seifenkistenrennen

Wettrennen mit selbst gebastelten und schwerkraftgetriebenen Kleinrennwagen für männliche Jugendliche bis 16 Jahre, die zu Werbezwecken oft von namhaften Automobilfirmen gefördert wurden. Als deutsche Vorläufer der Seifenkistenrennen gelten die „Kinderautomobilrennen“, die man seit 1904 in Oberursel entlang der Rennstrecke des Gordon-Bennett-Preises mit Miniaturnachbauten der damals bekannten Rennwagentypen austrug. Die eigentlichen Ursprünge der Seifenkistenrennen liegen jedoch in den Vereinigten Staaten: Ihre Bezeichnung geht auf eine Werbe- und Bastelaktion zurück, die eine Seifenfabrik in den frühen 1930er Jahren unter Jugendlichen durchführte. Sie bedruckte die stabilen Verpackungskisten ihres Produkts („Soap-Boxes“) mit dem Grundriss eines kleinen, leicht herzustellenden Automobils und belieferte die jungen „Automobilbauer“ auch mit den nötigen Metallteilen. Hiervon angeregt organisierte der Fotograf Myron Scott in Dayton/Ohio die ersten Seifenkistenrennen, aus denen 1934 das fortan von dem Automobilhersteller Chevrolet gesponserte „All-American-Soap-Box-Derby“ in Akron/Ohio hervorging. Über die „German Youth Administration“ der US-Besatzungsarmee gelangte der Seifenkistensport nach 1945 auch nach Westdeutschland. Die vielerorts zunächst noch spontan organisierten Rennen wurden zur festen Einrichtung, nachdem der Automobilhersteller Opel im Jahr 1951 das bundesweite Sponsoring der Veranstaltungen übernommen hatte. Chevrolets Schwesterfirma bei General Motors stiftete nun die Siegtrophäen und spannte die örtlichen Niederlassungen in die Vorbereitung der Rennen ein, gleichzeitig lieferte Opel verbindliche Bauanleitungen und Bausätze mit genormten Rädern und Achsen, die für technische Chancengleichheit unter den Rennteilnehmern sorgen sollten. Alle Seifenkistler durften von einer Reise zum amerikanischen Derby in Akron träumen, in deren Genuss freilich nur der Erste der Deutschen Meisterschaften in Duisburg kam.

Das erste Darmstädter Seifenkistenrennen fand am 04.06.1950 in der Wilhelminenstraße statt. Nach einigen weiteren Rennen in der Dieburger und in der Taunusstraße zogen die Darmstädter Seifenkistenrennen 1956 auf Dauer in die Teichhausstraße um, die unter den Teilnehmern als die rasanteste Rennstrecke DAs galt. Als offizieller Veranstalter der Darmstädter Rennen fungierte seit den späten 1950er Jahren regelmäßig der Starkenburger Automobil- und Motorsportclub. Schon bevor sich Opel 1971 aus der Unterstützung der deutschen Seifenkistenrennen zurückzog und die Veranstaltung damit vielerorts nicht mehr fortgeführt werden konnte, waren die Darmstädter Seifenkistenrennen in eine Krise geraten und eingestellt worden. Das letzte Darmstädter Derby wurde 1966 in der Sandstraße gefahren, danach musste der Starkenburger Automobil- und Motorsportclub mit dem Rennen nach Ober-Ramstadt ausweichen. Nach zwei weiteren Terminen in Ober-Ramstadt wurden die Darmstädter Seifenkistenrennen 1968 eingestellt. Auf Initiative des Darmstädter Echo, das 1984 in seinem Lokalteil einmal groß mit der Geschichte der Seifenkistenrennen aufgemacht hatte, kam 1985 und 1986 in DA, sowie 1988 in Ober-Ramstadt noch einmal eine kurzfristige Wiederbelebung der Darmstädter Seifenkistenrennen zustande, für die sich der BMW-Club Bergstraße und der 1. Darmstädter Seifenkistenclub engagierten. Mittlerweile hat sich das Interesse für den Rennsport mit motorlosen Miniaturrennwagen auf andere Typen wie etwa das Bobbycar verlagert, wofür seit 2003 in DA mehrere Rennen stattfanden.