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Segelflug

DA ist in Luftfahrtkreisen als Hochburg des Segelflugs bekannt und hat wesentlichen Anteil an der Segelflugentwicklung: Fünf Schüler des Ludwig-Georgs-Gymnasium, die bereits Heißluftballons gebastelt hatten, gründeten am 25.08.1909 die „Flug-Sport-Vereinigung Darmstadt (FSV)“. Sie konstruierten und bauten elf Typen von Hängegleitern und Flugdrachen sowie ein Motorflugzeug (im Holzhof und einer Pferdemarkthalle), mit denen sie von Holzstapeln starteten und ihre viel umjubelten Flugversuche auf der Schanz und am bewaldeten Prinzenberg machten (es gelangen Flüge von 160 Meter Weite). Um besser und gefahrloser fliegen zu können, suchten die Mitglieder in den umliegenden Gebirgen nach einem freien, steilen Hang und fanden an Pfingsten 1911 in der Rhön ein Fluggelände auf der 950 Meter hohen Wasserkuppe (heute der „Berg der Flieger" mit FSV-Gedenkstein, Fliegerdenkmal und Sitz des Deutschen Segelflugmuseums mit Modellflug). Hans Gutermuth, Heinrich Watzinger, Bertold Fischer und Karl Rütgers begründeten als Darmstädter den Segelflug auf der Wasserkuppe. Hier flog am 22.07.1912 Hans Gutermuth einen Segelflugrekord auf der FSV X von 838 Meter in 112 Sekunden, der bis 1920 stand. Durch Aufruf Geheimrat Gutermuths an junge sich für den Flugsport interessierende Menschen entstand 1916 der „Flugtechnische Verein Darmstadt“ (FVD) für Modell- und Gleiterbau. Am 20.01.1920 neu konstituiert baute man zwei Gleiter, veranstaltete 1921/22 Modellflugtage/wettbewerbe mit -ausstellungen und war 1927 nach längerer Pause weiter aktiv. Mit Geschick, Ausdauer und technischem Verständnis leisteten Akaflieg, Hessen-Flieger, der Sturmvogel, die Segelfliegergruppe der Darmstädter Berufsschule und die Rhön-Rossitten-Gesellschaft sowie ab 1937 die Hitlerjugend und das Nationalsozialistische Fliegerkorps (alle Flieger waren dort organisiert) Pionierarbeit.

Wegweisend in der Luftfahrttechnik war das Deutsche Forschungsinstitut für Segelflug (DFS), DA-Flughafen, 1933 hervorgegangen aus der 1924 zur Förderung der Segelflugbewegung gegründeten Rhön-Rossitten-Gesellschaft (R.R.G.), 1937 Umwandlung in Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug, ab November 1941 Namensänderung in Forschungsanstalt „Ernst Udet“, Leiter war Walter Georgii. Wichtige Forschungen und Versuche im Flugzeugschlepp / Mistelschlepp, zu Instrumenten, Wetter und Segelflugzeugbau (Nurflügler, Olympia-Meise, Lastensegler, V1-Raketen) mit 1938 fast 800 Mitarbeitern (Peter Riedel, Heini Dittmar; Versuchspiloten wie Erich Klöckner, Hermann Zitter, Hanna Reitsch; Konstrukteure wie Hans Jacobs, Fritz Stamer, Alexander Lippisch) bilden bis heute Grundlagen in der Flugzeugindustrie. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten die Akaflieg, ab 15.07.1950 die „Segelfluggruppe Darmstadt“ (später Aero-Club Darmstadt e. V.) und ab 02.07.1953 bis heute der „Sportflieger-Club Darmstadt e. V.“ die Tradition des Segelflugs fort. Die Sportflieger bauen, fliegen und schulen. Aus den Abteilungen Segelflug, Modellflug und Jugend gingen Hessenmeister und Deutsche Meister hervor. Auch die Teilnahme an den Städtepartnerschaften DAs (Partnerstädte) wird gepflegt (Flugsport).

Lit.: Watzinger, Heinrich: Gedenke des Anfangs, Darmstadt 1973; Haas, Wilhelm / Sorg, Walter: 50 Jahre Luftfahrt in Darmstadt, Stadt Darmstadt 1961.