Stadtlexikon Darmstadt

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Roth, Hilde

Fotografin
* 04.08.1927 Darmstadt
† 07.09.2019 Darmstadt
Hilde Roth wurde als zweite Tochter von Paula Pullmann geb. Wedekind und Karl Pullmann in der Darmstädter Altstadt, Bachgasse 2, geboren. Die Eltern waren Kaufleute und Hoflieferanten für Korb- und Haushaltswaren. Ab 1932 besuchte sie die Volksschule in Darmstadt, von 1936 bis 1944 ging sie auf die Eleonorenschule. Nach dem Notabitur 1944 begann Hilde eine Ausbildung als Fotografin. Die Darmstädter Brandnacht hat sie als „traumatisches Erlebnis“ miterlebt und insbesondere den Geruch der verbrannten Leichen nie vergessen. Die Altstadt und das elterliche Haus werden am 11. Sepzember 1944 völlig zerstört. Nachdem auch ihre Ausbildungsstätte zerbombt worden war, wechselte sie nach Darmstadt-Eberstadt und schloss dort 1946 die Ausbildung ab.
Im März 1947 heiratete sie den Zeitungsredakteur, Autor und späteren Verlagsleiter Heinz Georg Roth. 1949 wurde die erste Tochter Angelika geboren. Ab 1953 fotografierte Hilde Roth für das Darmstädter Tagblatt; ihr Kürzel war „hiro“. In der Folgezeit hielt sie zahlreiche Orte und Geschehnisse in und um Darmstadt fotografisch fest. Ihre erste eigene Kamera war eine Hasselblad. Später arbeitete sie viel mit einer Leica, die zu ihrer ständigen Begleiterin wurde. Nur ein sehr geringer Bruchteil ihrer Fotografien erschien zu ihren Lebzeiten in der örtlichen Presse. Den weit überwiegenden Teil verwahrte sie in ihrem gut geführten Archiv. 1962 wurde Hilde Roths zweite Tochter Corinna geboren. Bereits zwei Jahre später starb überraschend ihr Ehemann mit nur 41 Jahren. Sie musste fortan den Lebensunterhalt für die dreiköpfige Familie allein finanzieren, dies gelang ihr dank ihrer fotografischen Qualitäten erstaunlich gut. 1966 konnte Hilde Roth für ihre Familie sogar ein Reihenhaus in Arheilgen erwerben.

Nachdem das Darmstädter Tagblatt zum 30. September 1986 sein Erscheinen eingestellt hatte, war Hilde Roth als freiberufliche Fotografin für das Darmstädter Echo tätig. 2001 ging sie offiziell in den Ruhestand, war aber weiterhin mit ihrer Kamera auf Motivsuche. In dieser Zeit engagierte sie sich v.a. für den Freundeskreis Stadtmuseum Darmstadt und wurde zu einer Expertin für die Stadtgeschichte. Nach dem plötzlichen Tod der ältesten Tochter 2010 folgte der Rückzug ins Private. Die letzten Monate verbrachte sie in einem städtischen Pflegeheim, in dem sie im Alter von 92 Jahren verstarb. Als „warmherzig, herzlich, positiv gestimmt, engagiert“ und als „super Fotografin“ beschrieb sie Birgit Femppel im Nachruf im Darmstädter Echo.

Eine größere Ausstellung mit Fotografien Hilde Roths gab es bis zur ihrem Tod nicht, lediglich im Rahmen des Heinerfestes 2000 wurden einige wenige Bilder im Weißen Turm präsentiert. Einer größeren Öffentlichkeit in Stadt und Region wurde Roth erst durch die Ausstellung „HILDE ROTH. Darmstadt 1950-1990. Eine Zeitreise“ bekannt, die vom Kunstforum der TU Darmstadt ab Mai 2021 auf verschiedenen zentralen Plätzen (Georg-Büchner-Platz, Friedensplatz, Schlossgraben, Karolinenplatz, Alexander von Humboldt-Platz) gezeigt wurde. Die Ausstellung präsentierte ca. 120 Schwarz-Weiß Fotografien auf großformatigen Bilderkuben mit wetterfesten Tafeln. Darüber hinaus wurden weitere 800 Werke auf verschiedenen Monitoren in der Stadt gezeigt. Außerdem erschien ein gedruckter Katalog. Grundlage für die Ausstellung war die Digitalisierung des gesamten fotografischen Nachlasses (ca. 115.000 Negative), der nach dem Ende der Ausstellung in den Bestand des Stadtarchivs Darmstadt überging.

Lit.: Birgit Femppel: Fotografin Hilde Roth gestorben, in: Darmstädter Echo, 11.09.2019; Kunstforum der TU Darmstadt (Hrsg.): HILDE ROTH. Darmstadt 1950 – 1990. Eine Zeitreise, Darmstadt 2021.