Stadtlexikon Darmstadt

Logo Darmstadt

Evangelische Studierenden-/Hochschulgemeinde (ESG)

Die ESG Darmstadt wurde 1932 gegründet und am 13.11.1932 auf Wunsch studentischer Kreise der erste Hochschulpfarrer Edmund Schlink, später Professor für Dogmatik und Gründer des Ökumenischen Instituts in Heidelberg, bestellt. Die Gottesdienste fanden zu dieser Zeit bis zum Kriegsbeginn in der Schlosskirche statt.

Nach dem Krieg kümmerte sich Pfarrer Erich Psczolla um die seelsorgerliche Betreuung der Studierenden. Die Räume der Studierendengemeinde lagen zu dieser Zeit im Elisabethenstift, Erbacher Straße 25. 1950 wurde das Studentenwohnheim im Roquetteweg 15 gegründet – in einem ehemals vom Bruderrat der Bekennenden Kirche (Kirchenkampf) erworbenen Haus.

Zum 1. Oktober 1950 wurde eine gesamtkirchliche Studentenpfarrstelle mit Sitz in DA errichtet, zu deren Inhaber Pfarrer Herbert Mochalski am 1. Oktober 1951 ernannt wurde. Bei seiner Einführung betonte Kirchenpräsident Martin Niemöller, dass es „sich beim Dienst der Kirche an der Hochschul-Jugend (…) um eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe und Verpflichtung“ handele, da „die civitas academia seit Jahrhunderten ihre eigene Gesellschaftsform empfangen, beibehalten und weiterentwickelt“ habe und „unsere Hochschulen (…) Brennpunkte des geistigen Lebens mit all seinen Spannungen und Auseinandersetzungen [seien], aus denen sich die christliche Kirche nicht heraushalten kann“. 1961 trat Pfarrer Martin Stöhr, später Professor für Systematische Theologie in Siegen, die Nachfolge von Pfarrer Mochalski an. Die wieder aufgebaute Schlosskirche wurde bis in die 1980er Jahre wieder Zentrum der ESG.

Zum 80-jährigen Jubiläum der ESG berichtete Martin Stöhr vor allem von der politischen Arbeit der ESG: Die ESG mischte politisch mit und vor allem die Internationalität der Studierenden eröffnete ein breites Spektrum von Themen, Diskussionen und Aktionen. Auch in die DDR gab es Kontakte. Die Partnergemeinde der ESG war in Dresden, und es gab regelmäßige Partnertreffen, wenn auch unter schwierigen Bedingungen und begleitet von kritischen Stimmen. Aber Martin Stöhr ging es gemäß den Worten Martin Niemöllers darum, „Löcher in den eisernen Vorhang zu bohren“. Auch gemeinsame Lesungen mit der Buchhandlung Schlapp wurden veranstaltet. Gabriele Wohmann, Wolf Biermann und Stefan Heym stellten ihre Bücher vor. In den 1970er und 1980er Jahren waren die Veranstaltungen weiterhin häufig politisch geprägt. Es gab gewaltfreie Aktionen zu den Themen Kriegsdienstverweigerung, Aufrüstung, Startbahn West und Atomstrom.

Nach dem Verkauf des Studentenwohnheims im Roquetteweg wurden 1998 Räume im Zentrum Bildung der EKHN bezogen. Seit März 2004 befindet sich die ESG in der Robert-Schneider-Straße 13. Noch immer ist die Arbeit mit internationalen Studierenden ein wichtiger Schwerpunkt der ESG. Es gibt Länderabende, Vorträge, interkulturelle Workshops und vieles mehr. Das Programm wurde vor allem auch um studienbegleitende Angebote im Bereich der Persönlichkeitsbildung erweitert, was von internationalen und deutschen Studierenden gern als Unterstützung im Studium angenommen wird. Auch Seelsorge und Beratung in Krisen und schwierigen Phasen des Studiums sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Die gegenwärtigen Studierendenpfarrer sind Pfarrer Martin Benn und Pfarrerin Gabriele Zander.

2014 hat die Ev. Kirche in Hessen und Nassau vom Studentenwerk und der TU Darmstadt ein Studentenwohnheim und auf dem Nachbargrundstück das „Gelbe Haus“ in der Alexanderstraße 35 erworben. Der Umzug der ESG in die renovierten Räume ist für 2016 geplant. Ab dem gleichen Jahr wird voraussichtlich auch wieder die Schlosskirche, nun gemeinsam mit der TU Darmstadt, von der ESG für Veranstaltungen genutzt werden können.

Aktuelle Veranstaltungsangebote unter www.esg-darmstadt.de.