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Schlosskirche

Die 1597 fertig gestellte Schlosskirche des Darmstädter Residenzschlosses ersetzte die 1377 geweihte Burgkapelle der Darmstädter Wasserburg, die 1546 im Schmalkaldischen Krieg zerstört worden war. Die in den beiden unteren Geschossen der Nordhälfte des Kirchenbaus gelegene Schlosskirche wurde über rechteckigem Grundriss mit reich dekorierten Säulen, Sterngewölbe und vierseitig umlaufenden Emporen errichtet. Sie gehört zu den frühesten protestantischen Kirchenbauten in Hessen, orientierte sich jedoch mit dem am südlichen Ende stehenden Altar und einer seitlich an der Langseite platzierten Kanzel noch an den mittelalterlichen Bauformen.

1705 wurde der Kirchenraum durch Landgraf Ernst Ludwig grundlegend umgestaltet. Nach dem Vorbild der Schlosskirche von Schmalkalden, bei der sich ein neuer, idealer Typus für den protestantischen Kirchenbau herausgebildet hatte, wurde die Kanzel an die südliche Schmalseite versetzt und bildete mit dem Altar und der Orgel auf der Südempore eine Einheit. Des Weiteren wurde ein zweites Emporengeschoss eingezogen und 1709 das zwischen 1628 und 1631 geschaffene figurengeschmückte Kirchenportal des Dresdener Bildhauers Kaltenmarsch durch ein von Louis Remy de la Fosse entworfenes, bis heute erhaltenes Portal ersetzt.

Wegen schwer wiegender Bauschäden wurde die Schlosskirche zwischen 1841 und 1843 unter der Oberleitung von Georg Moller nochmals stark verändert und dabei der alte Bestand fast völlig beseitigt. Das Steingewölbe wich einer Holzkonstruktion und die kräftigen Säulen wurden durch schlanke, kannelierte Säulen ersetzt. Das untere Emporengeschoss wurde entfernt und das obere in Holz erneuert.

Ein weiterer einschneidender Umbau folgte 1891 unter Großherzog Ludwig IV.; er ließ das Holzgewölbe durch eine flache Holzdecke und Mollers kannelierte Säulen durch glatte Säulen ersetzen. In der Darmstädter Brandnacht wurde der Kirchenbau und damit die Schlosskirche, die seit 1919 Pfarrkirche der Schlossgemeinde war, zerstört. Die Schlosskirche konnte an alter Stelle und in den früheren Abmessungen als ev. Studentenkirche (Ev. Studierenden-/Hochschulgemeinde ESG) in vereinfachter Form bis 1967 wiederhergestellt werden. Die Universitäts- und Landesbibliothek nutzte den Kirchenraum ab 1970 als Büchermagazin. Nach der Sanierung und dem Einbau einer historischen, ursprünglich aus einer Lonsinger Kirche stammenden Orgel stehen die Räumlichkeiten seit 2022 für Feierlichkeiten und Konzerte offen.

Lit.: Zimmermann, Georg: Das Darmstädter Schloss und seine Baugeschichte, Darmstadt 1978; Haupt, Georg: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Darmstadt, 2 Bde., Darmstadt 1952–54, S. 195-198; Manfred Efinger: Von Lonsingen über Gächingen nach Darmstadt, in: Technische Universität Darmstadt (Hrsg.): Orgeln in der Schlosskirche zu Darmstadt - damals und heute, Darmstadt 2022, S. 18 f.