* 12.09.1837 Bessungen
† 13.03.1892 Darmstadt
Angesichts der Kinderlosigkeit des Onkels Ludwig III. schon früh zum Thronfolger bestimmt, studierte Ludwig 1856/57 einige Semester Geschichte und Volkswirtschaft in Göttingen und Gießen und wurde dann mit Bruder Heinrich zur weiteren militärischen Ausbildung, der sein eigentliches Interesse galt, nach Preußen geschickt. Drei Jahre als Offizier des 1. Leibgarderegiments in Potsdam führten zu näherem Kontakt mit dem preußischen Kronprinzenpaar, das 1860 die Verbindung zu Victorias Schwester Alice arrangierte. Als Wohnsitz in DA wurde nach einer ersten Wohnung im Nebentrakt des väterlichen Prinz-Karl-Palais mit Finanzhilfe aus England 1864/66 das Neue Palais gebaut. Im Krieg gegen Preußen führte Ludwig die hessische Kavallerie, erzwang aber dann gegen die zunächst von Großherzog Ludwig III. gestützte Politik Reinhard von Dalwigks die militärische Kooperation mit Preußen. An die Rolle Ludwigs als Feldkommandeur im Frankreich-Krieg 1870/71 erinnert das Reiterdenkmal auf dem heutigen Friedensplatz. Seit Sommer 1877 regierender Großherzog, verstand er seine Rolle bewusst im britisch-konstitutionellen Sinn, was durch die politische Übereinstimmung mit der nationalliberalen Landtagsmehrheit erleichtert wurde. Der frühe Tod der Großherzogin Alice gewann der Familie zusätzliche Sympathien, die auch das auf Druck der Verwandtschaft rasch bereinigte Heirats-Abenteuer mit der Frau des russischen Ministerresidenten Kolemin nicht dauerhaft störte. Die mit den Hochzeiten der Töchter verstärkten dynastischen Beziehungen zu den Höfen in Berlin, London und St. Petersburg gaben den letzten hessischen Großherzögen im Kreis der deutschen Bundesfürsten eine besondere Stellung, die Ludwig politisch jedoch kaum ausgespielt hat. Ludwig IV. wurde im Neuen Mausoleum (Mausoleen) auf der Rosenhöhe beigesetzt.
Lit.: Neue Deutsche Biographie. Hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 15, S. 398-399; Zernin, Gebhard: Ludwig IV., Großherzog von Hessen und bei Rhein, Darmstadt 1898; Haus Hessen. Biografisches Lexikon, hrsg. von Eckhart G. Franz (Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission, NF 34), Darmstadt 2012, HD 77, S. 355-357.