Stadtlexikon Darmstadt

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Schuknecht, Johann Martin

Zimmermann, Baumeister
* 04.09.1724 Bessungen
† 29.01.1790 Darmstadt
Der Sohn eines 1717 nach Bessungen eingebürgerten Zimmermanns arbeitete zunächst ebenfalls als Zimmermann und trat um 1755 als Stadtzimmermann und Hausschätzer in städtische Dienste. 1770 wurde Schu(h)knecht in den Darmstädter Stadtrat gewählt. Er übte darin gleichzeitig die Tätigkeit als Bauaufseher und Schätzer aus und wurde nun auch für fürstliche Bauaufträge herangezogen. Von 1770 bis 1772 errichtete er zusammen mit Johann Jakob Hill (und nach einem Zerwürfnis ohne ihn) das Exerzierhaus, das 1892 dem Neubau des Hessischen Landesmuseums weichen musste. Aufgrund des gelungenen Ausbaus dieses Aufsehen erregenden Gebäudes wurde er von Ludwig IX. zum Direktor des herrschaftlichen Bau- und Kasernenbauwesens ernannt. Zusammen mit Johann Helfrich von Müller errichtete Schuknecht 1773 bis 1775 in Pfungstadt mit den Gebäuden der dortigen Krappfabrik eine der ersten hessischen Fabrikanlagen, von der sich mit Ausnahme des Mühl- und Müllerwohngebäudes keine baulichen Reste erhalten haben. 1776 folgte das Schlösschen im Prinz-Emil-Garten. Das Kollegiengebäude wurde 1777 bis 1780 nach Entwürfen des Hanauischen Kammerrats Franz Ludwig von Cancrinus (1738-1812) und des Frankfurter Baumeisters Thoma Scheidel unter Schuknechts Bauleitung errichtet. Von 1780 bis 1782 leitete Schuknecht den Wiederaufbau der nach einem Brand stark beschädigten Orangerie in etwas veränderter Form. Der letzte nachweislich von ihm errichtete Bau war 1786 eine Erweiterung des Herrenbaus im Darmstädter Schloss als Wohnung für Erbprinz Ludwig (Ludewig I.). Das Wohnhaus Schuknechts in der Obergasse mit dem turmartigen Aufbau für sein Arbeitszimmer war bis zur Kriegszerstörung 1944 eines der markantesten Häuser der Altstadt. Heute erinnert die 1903 benannte Schuknechtstraße im Martinsviertel an einen der bedeutendsten Darmstädter Baumeister des 18. Jahrhunderts.