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Mühlen in Arheilgen und Wixhausen

Insgesamt acht Mühlen arbeiteten früher in der Arheilger Gemarkung (Arheilgen). Sehr alt ist die bereits 1318 erwähnte Rücken-Mühle, die nach einem Besitzer Reck im 16. Jahrhundert benannt ist. Nach Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde sie Ende des 17. Jahrhunderts wieder aufgebaut. Der Gebäudekomplex ist in veränderter Form bis heute erhalten (Untere Mühlstraße). Im Norden lagen am Heegbach die Bayerseich-Mühle und die Schneid-Mühle. Die Bayerseich-Mühle wurde 1286 erstmals erwähnt und 1833 geschlossen. Sie war eine Mahl-Mühle, die Schneid-Mühle hingegen eine Säge-Mühle, über die nichts Weiteres bekannt ist. In der Nähe des Kästnersees (Teiche in Kranichstein) stand einst die Kranichstein-Mühle, die 1575 errichtet wurde und Hofgut und Jagdschloss Kranichstein mit Getreide versorgte. Sie brannte 1831 ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Auch die Schleif-Mühle am Ruthsenbach in der Nähe des Dreischlägerwegs ist heute vollständig verschwunden. Sie hatte ihren Namen nach der Nutzung, denn ihre Räder setzten Schleifgeräte zum Schleifen von Glas, Waffen oder anderem Material in Bewegung. Über ihre Entstehung ist nichts bekannt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie zerstört und anschließend als Getreide-Mühle wieder aufgebaut. Die Schleif-Mühle stellte ihren Betrieb nach dem Zweiten Weltkrieg ein.

Neben der Rücken-Mühle ist die Leibches-Mühle am Ufer der Silz im Norden die einzige noch erhaltene Mühle in Arheilgen. Sie wurde seit mindestens 1560 von der Müllerfamilie Leib betrieben. Nach Kriegszerstörung wurde die Leibches-Mühle erst 1705 wieder aufgebaut. 1973 stellte sie den Mahlbetrieb ein. Die heute noch bekannteste Mühle ist das Arheilger Mühlchen (Freibäder). Seit etwa 1730 betrieb Balthasar Meyer hier eine Ziegelei. Sein Nachfahre Georg Schneider gab 1840 die Ziegelei auf und errichtete eine Getreide-Mühle, die wegen ihrer geringen Größe „Schneiders Mühlchen“ genannt wurde. Die wenig einträgliche Mühle brannte 1877 ab. An ihrer Stelle wurde eine Gastwirtschaft errichtet, die sich als „Arheilger Mühlchen“ (Freibäder) bald zu einem beliebten Ausflugsziel der Arheilger und Darmstädter entwickelte. 1910 wurde der Saal erbaut. Der Name der Gastwirtschaft übertrug sich auch auf den nahe gelegenen Teich, der nach Ausschachtungsarbeiten und Anstauen des Ruthsenbachs, um Lehmgruben einer alten Ziegelei erweitert, seit Juli 1924 als Gemeindeschwimmbad betrieben wird. Durch die regelmäßige Verschlammung des Sees, die manchmal schlechte Wasserqualität und auch die geplante Ostautobahn quer durch das Schwimmbad, drohte mehrfach die Schließung des „Mühlchens“, konnte aber bis heute verhindert werden.

Drei Mühlen gab es in Wixhausen, die vom Mühlbach, dem unteren Lauf der Silz angetrieben wurden: die Odel- oder Ottilien-Mühle, die Kuchen-Mühle und die Aumühle (ursprünglich auf Arheilger Gemarkung gelegen). Zeitweilig zählte auch der Sensfelder Hof mit seinen Mühlen westlich des Dorfs zur Gemarkung Wixhausen (1596-1834). Dort befanden sich eine Getreide-Mühle und eine Öl-Mühle. Daneben werden um 1700 noch eine Schleif-Mühle und eine Gewürz-Mühle erwähnt. Die Odel-Mühle wurde 1535 dem Hospital Hofheim (heute Philippshospital Goddelau) zugewiesen und hieß deshalb lange „Hospitalmühle“. Nach Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde sie erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder aufgebaut und war bis ins 19. Jahrhundert in Betrieb. Heute werden die ehemaligen Mühlengebäude zu Wohnzwecken genutzt. Die Kuchen-Mühle am südlichen Dorfrand wurde ebenfalls 1622 zerstört, ist aber spätestens 1654 wieder in Betrieb. Im 18. Jahrhundert war sie im Besitz der wohlhabenden Müllerfamilie Haardt. Von 1847 bis 1850 ist sie vollständig erneuert worden. Die Aumühle südöstlich des alten Ortskerns wurde bereits Ende des 16. Jahrhunderts erwähnt. Im Dreißigjährigen Krieg und beim Einfall der Franzosen nach Hessen 1693 wurde sie zweimal zerstört, aber immer wieder aufgebaut. Mehrfach brannte es dort noch im 19. Jahrhundert. 1899 endete der Mühlenbetrieb, als der Landesverein für Innere Mission (Diakonie in DA) die Mühle samt Landwirtschaftsbetrieb für eine Erziehungsanstalt und ein Lehrlingsheim erwarb. Heute ist die Aumühle ein Heim mit Werkstätte für erwachsene Behinderte.

Lit.: Andres, Wilhelm: Das Dorf am Ruthsenbach, Darmstadt 1986, S. 127-142; Ruhl, Hans-Eberhard: Darmstadt-Wixhausen. Eckdaten und Grundzüge seiner Geschichte, Darmstadt 1995, S. 294-298, 327-329, 444f.; Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Darmstadt – Denkmalschutzbehörde – Braunschweig, Wiesbaden 1994, S. 612.