Kath. Pfarrer, Ehrendomkapitular
* 28.02.1917 Worms
† 29.04.2015 Offenbach
Heinrich Bardong entstammte einer Wormser Bäckersfamilie. Als Mainzer Theologiestudent kam er wegen Verbreitung regimekritischer Predigten mit den Nationalsozialisten in Konflikt. 1937 wurde Bardong erstmalig von der Gestapo verhört und 1938 beim Sondergericht DA angeklagt. Aufgrund des Straffreiheitsgesetzes wurde das Verfahren eingestellt. Arbeitsdienst und die Einberufung in die Wehrmacht unterbrachen sein Studium. Auf Grund eines Sonderurlaubs konnte er es in Freiburg abschließen und das Examen ablegen. Kurz vor Weihnachten 1940 wurde Bardong zum Priester geweiht. Nach Ostern 1941 wieder eingezogen kam er als Sanitäter an die Ostfront (1941-1945). Obwohl es „Priestersoldaten“ strikt verboten war, gottesdienstliche Handlungen vorzunehmen, setzte sich Bardong gelegentlich über dieses Verbot hinweg. Als im Frühjahr 1944 ein solcher Verstoß aufgedeckt wurde, kam es zu einem Anklageverfahren gegen ihn. Ein russischer Großangriff bewahrte ihn vor der Weiterführung des gegen ihn laufenden Verfahrens.
Am Ende des Krieges geriet Bardong in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung arbeitete er zunächst als Kaplan in Offenbach und Mainz. Von 1955 bis 1958 leitete er das Erziehungsheim St. Joseph in Klein-Zimmern. Nach einer vierjährigen Tätigkeit als Pfarrer in Mainz-Gonsenheim kam Bardong 1962 auf die Pfarrstelle von St. Ludwig und wurde Seelsorger an der Justizvollzugsanstalt DA. In seiner 29-jährigen Amtszeit als Pfarrer lag ihm sehr daran, die Neuerungen des II. Vatikanischen Konzils hinsichtlich Gemeindeaufbau, Liturgie und Sakramentenspendung umzusetzen. In der Ökumene beging er zusammen mit Pfarrer Manfred Knodt von der Stadtkirchengemeinde Wege, die über die beiden Gemeinden hinausführten und von anderen weiter erschlossen wurden (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, Ökumenischer Kreuzweg, Ökumenisches Gemeindezentrum, Telefonseelsorge).
Auf Bardongs Initiative hin wurde 1966 für die kath. Jugendarbeit in der Stadt das Jugendhaus sowie für die Pfarrei St. Ludwig ein Pfarrsaal gebaut (beides ist 2014 in das „Caritaszentrum St. Ludwig“ überführt worden). Die Errichtung des Kath. Bildungszentrums im Jahr 1969 hatte er mit vorangetrieben. Ein Kerzenbrand im Jahr 1970 machte eine grundlegende Renovierung der St. Ludwigskirche notwendig, die 1977 auch zu einer Wiederherstellung der korinthischen Kapitelle nach Vorlagen Georg Mollers führte. Von 1972 bis 1987 leitete Bardong das Kath. Dekanat DA.
1977 ernannte ihn der Mainzer Bischof Kardinal Hermann Volk zum Ehrendomkapitular am dortigen Dom. Die Stadt DA zeichnete Bardong 1977 mit der Bronzenen und 1986 mit der Silbernen Verdienstplakette aus. 1991 ging er in den Ruhestand und nahm seinen Alterssitz in Heusenstamm, half aber weiterhin in der Seelsorge aus. Im selben Jahr hatte ihm der Bundespräsident das Bundesverdienstkreuz verliehen; der Caritasverband würdigte seine Verdienste mit dem Ehrenkreuz in Gold. 28 Jahre lang hatte Bardong als Vorsitzender des sich bis zum Neckar erstreckenden Caritasverbands DA gewirkt. Am 21.12.2005 feierte Bardong sein Eisernes Priesterjubiläum (65 Jahre) und an Weihnachten 2010 den 70. Jahrestag seiner Priesterweihe, jeweils in St. Ludwig. Er ist auf dem Darmstädter Alten Friedhof beerdigt.
Lit.: 150 Jahre St. Ludwigs-Kirche Darmstadt. Festschrift, o. O. o. J. (1977); Blumberg-Ebel, Anna: Sondergerichtsbarkeit und „politischer Katholizismus“ im Dritten Reich, Mainz 1990; Heinrich Bardong, Angeklagt beim Militärgericht. In: Kath. Militärbischofsamt u. Hans Jürgen Brandt: Priester in Uniform: Seelsorger, Ordensleute und Theologen im Zweiten Weltkrieg, Augsburg 1994, S. 198-202.