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Omnibusverkehr

Mit sechs kleinen Bussen der Firma Daimler-Benz startete die HEAG am 16.12.1927 die erste Darmstädter Omnibuslinie, die vom Schloss über Hochschul- und Pankratiusstraße zum Riegerplatz und über Rhön- und Spessartring zum Ostbahnhof führte. Es war eine aus der Not geborene Maßnahme, da die eigentlich auf dieser Strecke geplante Straßenbahnlinie wegen des Widerstands der TH Darmstadt nicht zur Ausführung kam. Einige Monate später wurde diese Linie durch die Innenstadt und die Roßdörfer Straße bis zum Botanischen Garten verlängert, später aber nur noch bis zur Heidenreichstraße geführt. Am 27.05.1928 nahm die HEAG auch den Linienbusverkehr vom Böllenfalltor nach Nieder- und Ober-Ramstadt auf. Weitere neu eingerichtete Strecken mussten wegen fehlender Rentabilität bald wieder eingestellt werden. Reichsbahn, Reichspost und Privatunternehmen betrieben zahlreiche weitere Linien ins Umland. Im Januar 1931 wurde die bis heute praktizierte Kennzeichnung der Buslinien mit Buchstaben eingeführt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der Omnibusverkehr stark eingeschränkt und kam aufgrund von Brennstoffmangel mehr und mehr zum Erliegen. Die Buslinie Böllenfalltor-Ober-Ramstadt wurde deshalb auf O(berleitungs)-Bus-Betrieb umgestellt und am 01.03.1944 eröffnet. Auch nach Kriegsende, als der übrige Busbetrieb wegen Brennstoffmangel und Beschlagnahmung von Fahrzeugen ruhte, konnten die Oberleitungs-Busse weiter verkehren. Am 03.10.1948 wurde sogar eine zweite Line zwischen Eberstadt und Pfungstadt in Betrieb genommen. Im Frühjahr 1963 wurden beide Linien, weil sowohl die Fahrzeuge als auch die Oberleitungen erneuerungsbedürftig waren, auf Dieselbetrieb umgestellt.

In den Jahren nach Kriegsende wurden mehr und mehr Omnibuslinien eröffnet, um die rasch wachsende Stadt an das Nahverkehrsnetz anzuschließen und die Straßenbahnverbindungen zu ergänzen. Einige Straßenbahnlinien ersetzte man durch Busse: 1960 die Linie 5 vom Schloss durch das Martinsviertel zum Ostbahnhof, 1970 die Linie 6 zum Oberwaldhaus, 1986 die Linie 4 (bis 1983 Linie 9) über die Landgraf-Georg-Straße zum Ostbahnhof. Seit Februar 1949 verband die Linie „E“ die Bessunger Straße mit der Ernst-Ludwig-Kaserne an der Eschollbrücker Straße. Ab November 1952 verkehrte die neue Linie „H“ zwischen Heimstättensiedlung und Neckarstraße, ab November 1953 fuhr die Linie „L“ vom Luisenplatz zum Botanischen Garten und erschloss damit das Ostviertel wieder für den Nahverkehr. Später wurde die Linie bis zur Lichtwiese erweitert. Das Industrieviertel im Nordwesten DAs um Mainzer und Pallaswiesenstraße wurde zunächst nicht durch Buslinien erschlossen, nachdem ein erster Versuch, einen Bus bis zur Windmühle fahren zu lassen, 1953 als unrentabel scheiterte. Im Mai 1962 eröffnete man eine Linie „W“ von der Neckarstraße zur Windmühle, die aber nicht ausreichte. Erst nach jahrelangen Protesten von Bewohnern und Berufspendlern wurde 1978 die Anbindung durch Einrichtung der Ringlinie „R“ gewährleistet. Auch die weiteren neu- und ausgebauten Stadtteile (Heimstättensiedlung, Kranichstein, Eberstadt-Süd) wurden nach und nach mit Buslinien erschlossen. Seit 1988 verbindet der Air Liner DA direkt mit dem Frankfurter Flughafen. Eine Umstellung des Busverkehrs bedingte die Eröffnung der Straßenbahn nach Kranichstein (2003) und die Erweiterung der Strecke nach Arheilgen (2011).

Bis 1960 waren viele Busse auf den Hauptverkehrsstrecken mit Anhänger unterwegs. Da dies ab 1960 nicht mehr erlaubt war, erprobte die HEAG im Februar 1957 Doppeldeckerbusse. Diese erwiesen sich jedoch nicht als tauglich für DA, weshalb man in den kommenden Jahren auf Gelenkbusse setzte, um die steigenden Fahrgastzahlen zu bewältigen. In den letzten Jahrzehnten versuchte die HEAG, durch verschiedene Maßnahmen, das Busfahren attraktiver zu gestalten. Abgesehen von mehrfacher Umgestaltung des Tarifsystems wurden 1989 die ersten Niederflurbusse angeschafft, die das Ein- und Aussteigen wesentlich erleichterten, außerdem wurden auf vielen Straßen separate Busspuren eingeführt. Seit 1950 gab es eine lang andauernde Diskussion um die Errichtung eines zentralen Omnibusbahnhofs. Als Alternativen standen der Steubenplatz und der Marienplatz zur Verfügung. Später standen auch noch der Luisen- und Mathildenplatz sowie die Mathildenhöhe zur Diskussion. 1958 entschied die Stadt jedoch, auf einen zentralen Bahnhof zu verzichten und stattdessen dezentrale Halteplätze anzulegen. So entstanden nach und nach die Groß-Haltestellen am Luisen- und am Mathildenplatz, am Böllenfalltor, an der Eberstädter Wartehalle, an der Windmühle und zuletzt am Hauptbahnhof. Heute verkehren in DA 20 Buslinien (ohne die Regionalbusse) auf einem Streckennetz von etwa 230 Kilometern.

Lit.: Bürnheim, Hermann / Burmeister, Jürgen: Bahnen und Busse rund um den Langen Ludwig. Stadtverkehr in Darmstadt, 4. Aufl., Düsseldorf 1997; Engels, Peter: 100 Jahre HEAG. Chronik 1912-2012, Darmstadt 2012.