Germanist, Bibliothekar
* 12.04.1859 Fränkisch-Crumbach
† 26.03.1930 Darmstadt
Nach dem Abitur 1877 am Ludwig-Georgs-Gymnasium studierte Karl Noack in Leipzig Germanistik. Mehrjährige Studien für seine Dissertation über die althochdeutschen Übersetzungen des Notker Teutonicus von St. Gallen wurden 1887 hinfällig, als sich eine von ihm als wesentlich herangezogene Quelle als Fälschung erwies. Von da an befasste sich Noack mit dem volkstümlichen Büchereiwesen und wurde 1897 als Leiter der Darmstädter Bücherhalle (Stadtbibliothek) eingestellt. Nachdem die Bücherhalle 1901 in städtische Trägerschaft übernommen worden war, erhielt Noack 1908 die neu geschaffene Amtsbezeichnung „Stadtbibliothekar“. Seinem Nachfolger übergab er eine Büchersammlung von 42.000 Bänden, die er in einem 1902 erstmals und 1912 in erweiterter Neuauflage herausgegebenen „Bücherverzeichnis der Städtischen Lese- und Bücherhalle“ der Öffentlichkeit bekannt machte. 1912 gliederte Noack der Stadtbücherei eine Blindenbibliothek an und rief eine Blindenlesemappe ins Leben, die bei den Blinden in ganz Starkenburg im Umlauf war. Eine geplante Musikabteilung kam nicht zur Ausführung. 1913 wurde ihm auch die Verwaltung des Stadtmuseums mit dem Stadtarchiv übertragen. In einer 27-teiligen Aufsatzfolge in Darmstädter Tageszeitungen führte er die Darmstädter auf „Wanderungen durch das städtische Museum“. Aus seiner Tätigkeit als Museumsleiter rührt auch die Sammlung von Briefen und Lebensläufen gefallener Darmstädter her, die er mit anderen Dokumenten zu einer Weltkriegssammlung zusammenstellte (heute im Stadtarchiv DA). Mit der Leitung des Museums einher ging auch eine umfangreiche Tätigkeit auf dem Gebiet der Heimatforschung. 1915 besorgte Karl Noack eine Neuausgabe von Ernst Elias Niebergalls „Des Burschen Heimkehr oder der tolle Hund“, er begann eine umfassende Biografie und Gesamtausgabe der Werke des Darmstädter Dichters und Militärschriftstellers Wilhelm von Ploennies, die über den ersten Band (1908) nicht hinausgelangte, veröffentlichte 1928 eine Geschichte der Künstlerfamilie Kehrer, ein Jahr später seine Schulerinnerungen als Darmstädter Gymnasiast in dem von Karl Esselborn zur 300-Jahrfeier des Ludwig-Georgs-Gymnasiums herausgegebenen Werk „Unter der Diltheykastanie“. Auch für die Jubiläumsausstellung zeichnete er verantwortlich. Seine zahlreichen Artikel in Zeitschriften und Tageszeitungen sind nicht zu zählen. Noack hatte daneben große botanische Kenntnisse und veröffentlichte jahrelang monatlich eine Betrachtung zum Darmstädter Botanischen Garten. Sein aus heutiger Sicht historisch wichtigstes Werk ist seine postum veröffentlichte Geschichte Bessungens (Aus der Vergangenheit von Bessungen, DA 1931).
Lit.: Esselborn, Karl: Karl Noacks Leben und Wirken. In: Karl Noack, Aus der Vergangenheit von Bessungen, Darmstadt 1931, S. IV-VIII; ders.: Karl Noack zum Gedächtnis. In: Volk und Scholle 11, 1933, S. 331f; Engels, Peter: Geschichte Bessungens, Darmstadt 2002, S.7f.