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Martinskapelle

Die Martinskapelle auf dem Herrgottsberg im Bessunger Wald war vermutlich eine Prozessionskapelle, die zum Martinsaltar der Darmstädter Stadtkirche gehörte und auch von dem dortigen Altaristen seelsorgerisch betreut wurde. Im Jahr 1452 werden zwei Pfleger genannt, die vermutlich für die Verwaltung und Unterhaltung der Kapelle zuständig waren. Viele Geschichten von einem uralten Heiligtum auf dem Berg und die in verschiedenen Varianten überlieferte Sage vom Teufel, der von den Bessungern hinters Licht geführt wurde und gegen seinen Willen ein christliches Kirchlein errichtete, ranken sich um die Kapelle auf dem Herrgottsberg, finden jedoch an der historischen Überlieferung keine Stütze. Die Kapelle, vermutlich erst in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet, wurde nur einmal im Jahr 1452 urkundlich erwähnt, als Hans Leiendecker und seine Frau Käthe „der capellen sant Martins in dem Walde naher Darmstat“ eine Stiftung vermachten. Nach der Einführung der Reformation wurden St. Martins-Altar und zugehörige Kapelle – ebenso wie die auf dem Heiligen Kreuzberg – aufgelöst und auf Abbruch versteigert. Der Darmstädter Büchsenmeister Veit Krauspeter riss die Kapelle ab und verwendete das Material für den Bau eines Hauses in DA. Die Einkünfte der Martinskapelle und des ebenfalls aufgelösten Martins-Altars an der Stadtkirche fielen an das Hospital Hofheim, das heutige Philippshospital in Goddelau, das davon für 20 Gulden jährlich einen Stipendiaten, d. h. einen Theologiestudenten an der Landesuniversität Marburg, unterhalten musste.

Lit.: Engels, Peter: Geschichte Bessungens, Darmstadt 2002 (Darmstädter Schriften 83), S. 61f.