Am 16.04.1832 rief der Advokat und Privatgelehrte Johann Wilhelm Christian Steiner (1785-1870) „Freunde und Kenner des Altertums und der Geschichte des Großherzogtums Hessen“ dazu auf, einen Historischen Landesverein zu gründen. Ihm ging es in seinem Aufruf darum, „römische und deutsche Alterthümer in Hessen jeder Art, also schriftliche Urkunden, bildliche Darstellungen, plastische Gegenstände zu suchen, zu sammeln, zu beschreiben und für Erhaltung der vorhandenen Denkmale Sorge zu tragen“. An der Gründungsversammlung am 01.06.1833 im Saal des Ludwig-Georgs-Gymnasium nahmen 35 von damals bereits 111 eingeschriebenen Mitgliedern teil. Zum ersten Präsidenten wählte man Staatsrat Karl Eigenbrodt, zum ersten Sekretär Steiner selbst. Der Historische Verein war ein staatstragender Verein, die Staatsregierung in die Vereinsgründung eingebunden. Die Mitglieder waren überwiegend höhere Beamte, Militärs, Lehrer, Geistliche, Advokaten, Bibliothekare und Archivare. Dem erweiterten Vorstand gehörten Staatsminister Carl W. du Thil, Oberbaudirektor Georg Moller und weitere hohe Beamte an. Für die Staatsregierung wurde der Historische Verein zum willkommenen Instrument, das Zusammenwachsen des zwischen 1803 und 1816 zusammengestückelten Großherzogtums Hessen zu verankern. Alle grenzüberschreitenden oder partikularen Interessen wurden ausgeschaltet. Zu den Vereinstätigkeiten der ersten Jahrzehnte gehörten neben der Herausgabe einer eigenen Zeitschrift, des „Archivs für Hessische Geschichte und Altertumskunde“, auch die Publikation von Quellenwerken und historischen Mongrafien. Als erstes Werk erschienen 1842 „Neue Beiträge zur Geschichte Philipps des Großmütigen ...“ von Eduard Duller. Von großer Bedeutung für die hessische Geschichtsforschung waren Heinrich Eduard Scribas „Regesten der bis jetzt gedruckten Urkunden zur Landes- und Ortsgeschichte des Großherzogtums Hessen“ (1847-1870), Georg Wilhelm Justin Wagners dreibändige „Wüstungen im Großherzogtum Hessen“ (1854-1865) und Ludwig Baurs fünfbändiges Hessisches Urkundenbuch (1860-1873). Daneben gehörten die Finanzierung von Ausgrabungen sowie der Aufbau einer eigenen Bibliothek und einer musealen Sammlung zu den Vereinsaufgaben. Trotz der Defizite in Ausgrabungstechnik und Sammlungsmethodik, trotz der Zufälligkeit der Grabungsergebnisse fiel dem Historische Verein die Vorreiterrolle in der Entwicklung einer archäologischen Landesforschung in Hessen-Darmstadt zu.
Das Jahr 1861 gab der Vereinsarbeit eine neue Richtung. Die Gründung von Bezirks- oder Ortsvereinen wurde von nun an gefördert. In den folgenden Jahrzehnten gründeten sich viele örtliche Geschichtsvereine, z. B. der Wormser Altertumsverein (1879), der Oberhessische Geschichtsverein in Gießen (1889) und der Friedberger Geschichtsverein (1896). Ebenfalls im Jahr 1861 begann der Verein mit der Abhaltung eigener Vortragsveranstaltungen sowie mit der Veranstaltung von Exkursionen – Tätigkeiten, die bis heute das Rückgrat der Vereinsarbeit bilden. Im Hintergrund der Neuausrichtung der Vereinsarbeit stand eine grundlegende Umorientierung der deutschen Geschichtsvereine von der Erforschung der Geschichte hin zur aktiven Förderung des Geschichtsinteresses. Die Vereine ruhten nicht mehr in sich selbst, sondern gingen mehr an die Öffentlichkeit.
In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ist ein erneuter Umbruch in der Arbeit und auch in der Ausrichtung des Historische Vereins zu erkennen. Man besann sich auf gesamthessische Traditionen und wollte den Kontakt zu anderen Geschichtsvereinen beleben. Neben der Zulassung von Zweigvereinen ist vor allem die Gründung des „Verbands der Geschichts- und Altertumsvereine“ im Jahr 1905 zu nennen. Zweck des Verbands, dem bis zu 20 Geschichtsvereine angehörten, war dann auch die „Vertretung gemeinsamer Interessen“ aller Geschichtsvereine, etwa gegenüber der Landesregierung und anderen Behörden. Außerdem wandte sich der Historische Verein jetzt verstärkt der Regional- und Heimatgeschichte zu und gab seit 1922 eine zweite Zeitschrift „Volk und Scholle“ heraus, die mit dem Untertitel „Heimatblätter für beide Hessen, Nassau und Frankfurt“ erschien und allgemeinverständliche und vor allem illustrierte Beiträge zu Themen wie Geschichte, Volkskunde, Heimat-, Landschafts- und Naturkunde sowie heimatliche Dichtung und Kunst enthielten. Adressat der Hefte war jeder interessierte Leser, nicht nur die Vereinsmitglieder. Zwar konnten die historischen Vereine und Kommissionen in Hessen nach 1933 die mehrmaligen Bemühungen der NS-Politik um Gleichschaltung, vor allem durch hinhaltenden Widerstand, unterlaufen. Aber die Nationalsozialisten haben dennoch wiederholt versucht, Einfluss auf die Organisation und die Tätigkeit des Historische Vereins zu nehmen. Dies war vor allem an den Vorträgen abzulesen, die sich überwiegend mit unpolitischen Themen befassten, z. T. aber auch deutlich dem Zeitgeist verpflichtet waren. In der Brandnacht verbrannten mit dem Hessischen Staatsarchiv die Akten, das Archiv und die Verlagsbestände des Historische Vereins. Erst vier Jahre nach Kriegsende konnte der Verein wieder begründet werden. Bis heute ist er der hessischen Geschichte, vor allem der des ehemaligen Großherzogtums Hessen-Darmstadt, verbunden.