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Pfarr, Adolf

Maschinenbauingenieur
* 11.12.1851 Frankfurt/Main
† 12.12.1912 Darmstadt
Adolf Pfarr wurde als Sohn eines Appellationsrates geboren. Nach dem Besuch der Höheren Gewerbschule in Frankfurt/Main und einem einjährigen Volontariat in einer Werkzeugmaschinenfabrik in Offenbach/Main studierte Pfarr von 1870 bis 1873 Maschinenbau am Königlichen Polytechnikum Stuttgart. Dabei begann er, sich mit Wasserturbinen und der Papierherstellung zu beschäftigen. Sein Lehrer war Wilhelm von Kankelwitz (1831-1892), der ihn, nach Erfahrungen in mehreren Industrietätigkeiten, der J. M. Voith GmbH in Heidenheim 1875 als Konstrukteur empfahl. Nun entstand eine enge Zusammenarbeit mit Kankelwitz, welcher der Voith GmbH bei der Produktion von Wasserturbinen mit wissenschaftlichem Rat zur Seite stand. In den 22 Jahren seiner Tätigkeit bei Voith trug Pfarr durch viele Erfindungen und Verbesserungen bei der Entwicklung von Francisturbinen, Holzschleifern zur Produktion des zur Papierherstellung notwendigen Holzstoffs, von Holländern und Papiermaschinen bis zur Projektion ganzer Fabrikanlagen entscheidend zum rasch wachsenden Erfolg und internationalen Ansehen des Unternehmens bei.

1897 berief die TH Darmstadt den angesehenen Wissenschaftler und Praktiker Pfarr auf den Lehrstuhl für Maschinenbau V, insbesondere Wasserkraftmaschinen, Hydraulik und Fabrikanlagen. Seine hervorragenden pädagogischen Fähigkeiten bewährten sich in einem sehr breiten Lehrprogramm: Neben Theorie und Konstruktion von Wasserkraftmaschinen und deren Regulatoren lehrte er auch über Wasserwerksbauten, Hebemaschinen, Fabrikanlagen und Papierfabrikation sowie deren Maschinen. Es gelang Pfarr für seine Lehr- und Forschungszwecke ein geeignetes Maschinenbaulaboratorium im westlichen Seitentrakt des von Georg Wickop von 1901 bis 1904 erbauten Maschinenhauses zu erhalten. Dieses Maschinenbaulaboratorium V enthielt je einen Niederdruck-, Mitteldruck- und Hochdruckkreislauf, die gezielte Untersuchungen zuließen.

Das von ihm projektierte und 1905 eingerichtete Laboratorium wurde für andere Hochschulen vorbildlich. Auf Initiative von Pfarr entstanden 1905 ein Institut und ein Studiengang für Papieringenieurwesen an der TH Darmstadt, eine über lange Zeit in Deutschland einzigartige Spezialausbildung. Pfarr erkannte auch die Notwendigkeit besonderer chemischer Kenntnisse und förderte den Aufbau der Cellulosechemie an der TH Darmstadt als zweites Bein in der Ausbildung der Papieringenieure. Als Gutachter war Pfarr international gefragt bei der Errichtung großer Wasserkraftanlagen zur Stromerzeugung. Er war Dekan der Abteilung Maschinenbau von 1900 bis 1902 und Rektor der TH Darmstadt 1902/03. Pfarr wurde bereits 1900 Geheimer Baurat und erhielt im Jahr darauf das Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen. Die TH Aachen verlieh ihm 1912 die Würde eines Dr.-Ing. e. h. Im nordwestlichen Teil des Alten Hauptgebäudes der TH Darmstadt ist im ersten Obergeschoss eine Bronzeplakette zu seinen Ehren von seinen Studierenden angebracht worden. Adolf Pfarr wurde auf dem Alten Friedhof in DA beigesetzt.

Lit.: Pfarr, Adolf: Das Laboratorium für Wasserkraftmaschinen (V). In: Die Großherzogliche Technische Hochschule zu Darmstadt 1896-1908. Festschrift zur Feier der Eröffnung der Erweiterungsbauten am 23. Juli 1908, Darmstadt 1908, S. 107-116;Schweickert, Hermann: Georg Adolf Pfarr – Wegbereiter der Wasserkraftnutzung und Papierfabrikation. Zulassungsarbeit SS 1998 am Historischen Institut der Universität Stuttgart.