Ev. Pfarrer
* 10.01.1886 Bremen
† 27.05.1970 Darmstadt
Nach dem Theologiestudium in Bonn und Jena und seiner Ordination 1912 war Rudolf Christian Wintermann zunächst im Kirchendienst in Elsass-Lothringen tätig: 1909 bis 1913 als Vikar in Rombach/ Lothringen, 1913 bis 1918 als Hilfspfarrer in Hagendingen/Lothringen und 1918-19 als Pfarrer in Metz-Ost. Von 1919 bis 1924 ao. Pfarrer der Hastädter Gemeinde in Bremen, wechselte er 1925 zur Weißfrauengemeinde in Frankfurt/Main. Vom neuen Landesbischof der Ev. Kirche in Nassau-Hessen am 05.08.1934 aus kirchenpolitischen Gründen (u. a. Kritik an „Reichsbischof“ Ludwig Müller) zwangsversetzt, kam Wintermann als Nachfolger von Dekan Zimmermann an die durch Ausgliederung aus dem „Schlossbezirk“ der Stadtkirchengemeinde entstandene Schlossgemeinde in DA; für diese war 1919 vom Staat die Schlosskirche gemietet worden, die allerdings an einem Sonntag im Monat der „Vereinigung zur Abhaltung lutherischer Gottesdienste“, faktisch der Hofgesellschaft zur Verfügung stand. Nach der Zerstörung DAs übernahm Wintermann Vertretungen in Reichenbach und Beedenkirchen/Odenwald, bevor er von 1946 bis zu seinem Ruhestand am 30.04.1954 als Pfarrer an der Pauluskirche in DA wirkte. Wintermann war führend in dem von Leopold Cordier (Gießen) und Paul Lange (Frankfurt/Main) gegründeten „Bund Christdeutscher Jugend“ (BCJ) tätig. Von 1931 bis 1934 war er Schriftleiter der liberalen „Christlichen Freiheit“ in Frankfurt. Kirchenpolitisch war er eher pragmatisch eingestellt, was eine zeitweise Nähe zur Bekennenden Kirche einschloss. Nach 1945 lehnte Rudolf Christian Wintermann die ihm von Präsident Ludwig Müller angebotene Berufung in die Vorläufige Kirchenleitung der hessen-darmstädtischen Kirche ab. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Alten Friedhof in DA.

Lit.: 50 Jahre EKHN. Ausstellung des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau 1997; Dienst, Karl: Darmstadt und die evangelische Kirchengeschichte in Hessen, Darmstadt 2007, S. 534; Hermann, Ulrich / Schwab, Ulrich: Artikel Jugendbewegung. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Bd. 2, Tübingen 2001, Sp. 658-663.