Stadtlexikon Darmstadt

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TSG Darmstadt 1846 e. V.

Am 02.06.1846 gründeten 25 Darmstädter Bürger in der Gaststätte „Zum Lindenhof“ die Turngemeinde (TG) Darmstadt. Den Vorsitz übernahm Johann Heinrich Felsing. Im April 1847 hatte der Verein bereits 81 Mitglieder. Nach kurzzeitiger, politisch motivierter Auflösung und Neugründung (Sport in DA) nahm der Verein einen raschen Aufstieg, der auch der Anerkennung des Turnens durch Großherzog Ludwig III. zu verdanken war. Politisches und gesellschaftliches Engagement blieb in den ersten Jahrzehnten mit dem Turnsport verbunden. Davon zeugte die 1851 gegründete vereinseigene Bücherei ebenso wie das Engagement der Turner als Sanitäter in den Kriegen der Jahre 1866 und 1870/71 und ihr Einsatz als Brandbekämpfer. Aus der 1849 gegründeten „Freiwilligen Turnerfeuerwehr“ entwickelte sich 1883 die „Freiwillige Feuerwehr Darmstadt“. Die nächsten Jahrzehnte waren geprägt durch steigende Mitgliederzahlen (1861: ca. 300; 1871: ca. 400) und ein breiter werdendes Sport- und Kulturangebot: Gründung einer Singmannschaft (1867), einer Karnevalsabteilung (1881), einer Faustball- (1899), Kegel- (1902) und Schwimmabteilung (1909). 1897 öffnete sich der Verein als Erster im Turngau Main-Rhein auch für Frauen. 1934 wurde die Turngemeinde 1846 mit dem 1924 gegründeten Verein für Leibesübungen „Rot-Weiß“ zur heutigen Turn- und Sportgemeinde (TSG) 1846 zwangsvereinigt. Nach der Zwangsauflösung 1945 durch die amerikanische Militärregierung wurde die TSG 1846 am 21.06.1949 wieder gegründet.

Der erste Turnplatz des Vereins befand sich auf dem Gelände des heutigen Alten Friedhofs (Friedhöfe), später turnte man vor dem Rheintor (Stadttore). Seit 1860 konnte man die städtische Turnhalle an der Kapellstraße nutzen. 1862 wurde auf einem eigenen Grundstück am Kleinen Woog ein neuer Turnplatz und 1866 daneben eine Turnhalle errichtet, die man 1901 durch einen größeren Neubau ersetzte. Mit der Gründung weiterer Sportabteilungen nach dem Ersten Weltkrieg (Leichathletik 1919, Fußball 1920, Wintersport 1922, Tennis 1924, Tischtennis 1925, Kanu 1929) wurde eine Erweiterung des Sportgeländes notwendig. An der Stelle des heutigen Finanzamts wurde 1919 ein neuer Sportplatz errichtet. 1928 pachtete man ein Wiesengelände an der Heinrich-Fuhr-Straße, das in der Folgezeit in mehreren Schritten erweitert wurde und heute das Hauptgelände der TSG 1846 darstellt. Hier entstanden eine 400-m-Bahn mit Sprung- und Wurfanlagen, ein Spielfeld, ein Turnplatz mit fest eingebauten Geräten. Die 1936 gegründete Eis- und Rollsportabteilung richtete 1937 eine Rollschuhbahn auf der Wiese hinter der Woogsinsel ein. An ihrer Stelle wurde 1951 die neue Rollschuhbahn erbaut, die bis heute Bestand hat. 1954 wurde das heute als Vereinsheim und Geschäftsstelle genutzte Gebäude fertig gestellt. Die bereits vor 1948 angelegten Tennisfelder wurden Mitte der 1950er Jahre auf acht Felder erweitert. Zur gleichen Zeit legte die 1934 gegründete Hockeyabteilung ein neues Hockeyfeld an, das 1986 durch einen Kunstrasenplatz ersetzt wurde. Die am 09.12.1967 eingeweihte Felsing-Halle ersetzte die 1943 zerstörte Woogsturnhalle. Das rund 88.000 qm große Sportgelände am Woog umfasst heute Tennisplätze, Dreifeld-Tennishalle, Rollschuhbahn, Felsing-Halle, ein Hockeyfeld und den Sportplatz. Daneben verfügt der Verein über ein Bootshaus in Erfelden für die Kanuabteilung. Die Eiskunstläuferinnen und –läufer (bis zur Auflösung der Abteilung 2007 auch die Eishockeyspieler) nutzen die vom Verein 1981 selbst gebaute Sporthalle am Bürgerpark Nord, mittlerweile von der Stadt Darmstadt betrieben. Heute nutzen etwa 2.500 Mitglieder, davon etwa die Hälfte Kinder und Jugendliche, ein breites Angebot von über 40 Sportarten, darunter Fußball, American Football, Faustball, Rollkunstlauf, Rollhockey, Tischtennis, Tennis, Kanu, Schwimmen, Trampolin, Eiskunstlauf, Turnen, Gymnastik, Leichtathletik, Skifahren. Die Angebote sind größtenteils breitensportlich ausgerichtet. Die Arbeit im Kinder- und Jugendbereich wurde 2003 zum zweiten Mal mit dem Jugendförderpreis der Darmstädter Sportstiftung belohnt. 2011 würdigte der Olympische Club Starkenburg die Bemühungen der TSG 1846 um die Kooperation mit Darmstädter Schulen durch Verleihung des Preises für beispielhafte Jugendarbeit im Sport. Der Bereich Gesundheitssport gewinnt immer mehr Interessenten. Der wachsende Trend zur aktiven Gesundheitsvorsorge findet dort ebenso Berücksichtigung wie die Notwendigkeiten der Rehabilitation nach schwerer Krankheit. Die Karnevalabteilung beteiligt sich nicht nur an Fastnachtssitzungen und Umzügen, sondern richtet auch das in DA jährlich Anfang Januar stattfindende Rhein-Mainische Gardetreffen aus.

Lit.: Weis, Dennis: Die Sportgeschichte von Darmstadt. Versuch eines sporthistorischen Reiseführers, Diplomarbeit, Köln 2005, S. 183-188; 150 Jahre Darmstädter Turn- und Sportgemeinde 1846 e. V. Festschrift, Darmstadt 1996.