Bauherr der 1897 bis 1899 erbauten Russisch-Orthodoxen Kapelle war Zar Nikolaus II., Schwager des Großherzogs Ernst Ludwig. Sowohl die Grundsteinlegung wie auch die Weihe der Kapelle erfolgten in Anwesenheit des Zarenpaars Nikolaus und Alexandra. Der russische Kirchenbaustil des 16. Jahrhunderts diente dem Petersburger Architekten und Kirchenbaumeister Leontij Nikolajewitsch (Louis) Benois als Vorbild für seinen prunkvollen, durch drei vergoldete Turmhauben weithin sichtbaren Sakralbau. Die örtliche Bauleitung lag in den Händen der Darmstädter Architekten Gustav Jacobi und Friedrich Ollerich. Auf kreuzförmigem Grundriss erhebt sich mit Vorhalle, überkuppeltem Mittelbau, Querhaus und Chor ein in der Höhe gestaffelter Baukörper. Die Fassade ist mit vielfältigem Bauschmuck reich gegliedert und durch ornamentale Majolikafriese (Villeroy & Boch) abgeschlossen. Im Giebelfeld über dem Eingangsportal ist die Patronin der Kapelle, St. Maria Magdalena, dargestellt. Die Mosaikbilder an den Außenwänden, das große Mosaik in der Apsis (thronende Gottesmutter mit Kind) sowie die dekorativen Wandmalereien wurden von dem russischen Maler Viktor Michajlowitsch Wasnezow entworfen und bis 1903 von dem Petersburger Glasmosaikkünstler Froloff beziehungsweise von den Malern Perminoff und Kusik ausgeführt. Die hölzerne Ikonostase, die den Altarraum vom Kirchenraum trennt, entstammt der Londoner Hauskapelle des Prinzen Alfred von Großbritannien, Herzog von Edinburgh (1844-1900). Die ursprünglich nur als Hofkirche der Zarenfamilie (und als stolzes Zeichen der dynastischen Verflechtungen zwischen dem russischen Zarenhof und dem Haus Hessen-Darmstadt) gedachte Kapelle ging 1938 in den Besitz der Russisch-Orthodoxen Diözese über.
Lit.: Knodt, Manfred: Russische Kapelle St. Maria Magdalena. Schnell, Kleine Kunstführer, Nr. 1174, München und Zürich 1981.