Jurist, Politiker, OB
* 14.08.1851 Groß-Bieberau/Odenwald
† 09.06.1909 Darmstadt
Der Sohn eines Groß-Bieberauer Forstinspektors machte 1869 in DA Abitur und studierte anschließend Jura an der Landesuniversität in Gießen. Ab 1878 arbeitete er als Kreisassessor in Schotten/Vogelsberg, wurde 1881 Kreisamtmann in Bensheim an der Bergstraße und später in Mainz. 1889 erhielt Morneweg als Polizeirat die Ernennung zum Vorstand des Darmstädter Polizeiamtes (Polizei) und wurde 1892 als Nachfolger Albrecht Ohlys zum Oberbürgermeister gewählt; dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod inne. Von 1900 bis 1902 war Morneweg Mitglied der zweiten Kammer, seit 1905 Mitglied der ersten Kammer im Großherzogtum Hessen. Die Jahre seiner Amtszeit als OB waren Jahre stürmischer Expansion, in denen Morneweg die Stadt von der alten in die neue Zeit führte. Zwischen 1890 und 1910 stieg die Einwohnerzahl von 56.329 auf 87.089. Unter Mornewegs Ägide wurden Schlachthof, Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerk (Gas-, Strom-, Wasserversorgung) neu gebaut oder stark erweitert. Er ermöglichte die Ansiedlung der Firma Röhm (Evonik) und die Verlegung der Firma Merck in den Norden der Stadt, wo diese bessere Entwicklungsmöglichkeiten hatten. Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl entstanden in Mornewegs Amtszeit neue Wohnviertel. Acht neue Schulgebäude ließ er errichten, darunter die Viktoriaschule und die Mittelschule II in der Hermannstraße, die heute den Namen Mornewegschule trägt. Besonderen Anklang unter den Darmstädtern fand der Bau des Zentralbads, dessen Einweihung Morneweg nicht mehr miterlebte, da er nach längerer Krankheit bereits 1909 verstarb. Trotz der kollegialen Organisation der Stadtverwaltung herrschte der OB fast als Autokrat, was ihm in der Bevölkerung Wertschätzung, aber kaum Popularität einbrachte. Eingriffe Großherzog Ernst Ludwigs in die Selbstverwaltung der Stadt lehnte er strikt ab. Obwohl in seine Amtszeit umfangreiche Bau- und Modernisierungsmaßnahmen in der Stadt fielen, litt das Darmstädter Finanzwesen keineswegs, sondern war ein Vorbild für viele andere Städte. Mornewegs 1902 errichtetes Wohnhaus in der Klappacher Straße steht heute unter Denkmalschutz. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Alten Friedhof in DA, 1918 wurden die Mornewegstraße und die Mornewegschule nach ihm benannt.
Lit.: Becker, H. O.: Adolf Morneweg. Zum 25. Todestag des Darmstädter Bürgermeisters. In: Hessische Chronik 21 (1934); Darmstädter Ehrengräber, Darmstadt 2016 (Darmstädter Schriften 105), S. 158-160.