Oberhalb der nach Heidelberg führenden Landstraße in Bessungen gab es Anfang des 18. Jahrhunderts zwei Höfe, die auf terrassiertem Gelände nebeneinander mit einer gemeinsamen Stützmauer gen Westen angelegt waren: Im oberen Teil der Bessunger Jagdhof, im südlichen unteren Bereich ein kleineres Hofgelände. Auf dieser kleineren Parzelle befand sich die spätere Oberförsterei – ein einstöckiges Gebäude, das an beiden Seiten von Querhäusern flankiert war. Richtung Forstmeisterplatz begrenzte eine große Scheune den Hof. Anfang des 18. Jahrhunderts diente dieser untere Hofbereich als landgräfliches Wirtschaftsgut und als Forstbetrieb.
Bessungen war über viele Jahrhunderte eine Gemeinde mit sehr großem Waldbesitz (Waldgeschichte). Daher kam auch der Bessunger Forstmeisterei eine besondere Bedeutung zu. Da unter Landgraf Ernst Ludwig und seinem Sohn Ludwig VIII. die Ausbeutung der Wälder durch intensiven Jagdbetrieb im Vordergrund stand (Jagdgeschichte), wurde im späten 18. Jahrhundert die systematische Betreuung des Waldbestands durch Forstleute, nicht mehr durch Jäger, verstärkt aufgebaut. Das große Forstmeisterhaus in Bessungen wurde alleinige Dienstwohnung des Oberförsters von Bessungen. Als Mitte des 19. Jahrhunderts der Forstbetrieb umzog, verlor das Areal seine namensgebende Bedeutung. Das historische Forstmeisterhaus bestand aus je einer zweigeschossigen Giebelfassade an den Seiten und einem einstöckigen Mittelteil. Das steile, tief gezogene Satteldach war reich durchfenstert und in die Gesamtnutzung mit einbezogen. In einem wegweisenden Sanierungskonzept wurde ab 1975 die jahrhundertealte Bausubstanz vor dem endgültigen Verfall gerettet. Die Fachwerkkonstruktion des ehemals verputzten Forstmeisterhauses wurde restauriert und, wo es erforderlich war, denkmalgerecht rekonstruiert. Ebenso unterzog man die große Scheune, die nur noch in ihrer äußeren historischen Form vorhanden war, einer historisch behutsamen Erneuerung. Die überlieferten Fenster und Eingänge wie auch das markante Krüppelwalmdach wurden beibehalten. Alle Teile sind heute als Sichtfachwerkbauten gestaltet. In dem Forstmeisterensemble befinden sich seit seiner Fertigstellung 1983 soziale Einrichtungen.
Lit.: Schröder, Doris: Der Bessunger Jagdhof, Denkmalschutz in Darmstadt, Heft 9, Darmstadt 2002; Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Darmstadt. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Zusammenarbeit mit dem Magistrat der Stadt Darmstadt – Denkmalschutzbehörde – Braunschweig, Wiesbaden 1994, S. 444.