Stadtlexikon Darmstadt

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Linke, Erich

Chirurg
* 14.05.1928 Darmstadt
† 29.12.2002 Darmstadt, Seebestattung Februar 2003
Erich Linke verlebte seine Kindheit in DA, besuchte zuerst die Ohly-Schule, dann die Ludwigs-Oberrealschule. In der Brandnacht am 11.09.1944 verlor er seine Eltern und weitere Angehörige. Das Abitur absolvierte er am 28.07.1946, wurde jedoch unter den damals herrschenden spezifischen Verhältnissen nicht zum Medizinstudium zugelassen. Er fand zunächst als Dolmetscher bei den Amerikanern Arbeit, anschließend von 1948 bis 1955 als Angestellter beim Besatzungskostenamt des Landes Hessen. Er absolvierte einen Lehrgang als Bilanzbuchhalter und gründete 1956 einen eigenen Elektro-Industrie-Großhandel, um sein Medizinstudium an der Frankfurter Universität, das er im selben Jahr begonnen hatte, zu finanzieren.

Seine Firma verkaufte Linke 1961, im folgenden Jahr bestand er das medizinische Staatsexamen mit „sehr gut“ und wurde am 13.07.1962 zum Dr. med. promoviert. Nach Assistententätigkeiten an den Städtischen Kliniken DA (Klinikum DA), an der BG-Klinik Bergmannsheil in Gelsenkirchen-Buer und schließlich an der Universitäts-Klinik Lübeck kehrte Linke aus familiären Gründen nach DA zurück und beendete 1969 seine allgemeinchirurgische Ausbildung bei Professor Ehlert. Als dessen Oberarzt konnte er seine Kenntnisse in der Unfall- und Handchirurgie sowie der Kindertraumatologie vertiefen und fand dadurch vielfältige Anerkennung in Berufsorganisationen wie der „Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Handchirurgie“ oder der „Schweizer Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese“, was ihm auch zahlreiche Einladungen als Gastarzt in deutschen und Schweizer Kliniken eintrug. Diese überregionale Bekanntheit, aber auch sein unstreitiges Geschick in der Menschenführung waren die Gründe für seine am 01.04.1973 durch den Magistrat der Stadt DA erfolgte Berufung auf den Chefarztposten der Städtischen Kliniken für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, den er bis zum Eintritt in den Ruhestand am 30.04.1993 beibehielt.

In den folgenden 20 Jahren machte sich Linke weit über die Grenzen DAs hinaus einen Namen durch die Ausbildung vieler Assistenten zu unfallchirurgischen Fachärzten; aus seinen Oberärzten wurden weit verstreut in Deutschland Chefärzte oder Belegärzte. Im Ruhestand studierte Linke seit 1993/94 Kunstgeschichte und Archäologie in Frankfurt/Main und schloss 1998 das Studium mit einer Magisterarbeit über „Die Kenntnis verbotener Kunst bei Heranwachsenden im III. Reich“ ab, die 2000 in den Darmstädter Schriften Band 78 publiziert wurde. Nebenbei war Linke ehrenamtlich im Hessischen Landesmuseum in DA tätig und veranstaltete sachkundige Führungen in der Darmstädter Kunsthalle und im Altstadtmuseum Hinkelsturm. Eine bösartige Krankheit setzte diesem aktiven, zudem auch von sportlichen Betätigungen geprägten Leben ein jähes Ende.