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Judithfest

Das Judithfest war eine Besonderheit im Darmstädter Festkalender der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es wurde als zwangloses Fest der Akzessisten, d. h. angehender höherer Forst-, Finanz-, Schul-, und Justizbeamter, erstmals am 10.12.1859 im Chauseehaus begangen. Judithfest wurde es nach der an diesem Tag gefeierten Heiligen Judith genannt, der „Schutzgöttin“ der Akzessisten. Seitdem wurden regelmäßig Judithfeste gefeiert, zunächst jährlich, später in größeren Abständen. Die ersten Feste fanden im Chausseehaus statt, später reichte selbst der städtische Saalbau für die Aufnahme aller Feierwilligen nicht mehr aus. Neben Verköstigung und Musik wurden regelmäßig Persiflagen auf den Beamtenalltag, die so genannten „Kanzleiscenen“, geboten, aber auch politische und kulturelle Ereignisse, etwa Aufführungen im Hoftheater, parodiert. Teilnehmer waren bald nicht mehr nur Akzessisten, sondern auch leitende Beamte der Ministerien und des Hofs. 1885 und 1888 nahm Großherzog Ludwig IV. persönlich teil. Nach dem 16. Judithfest im Jahr 1894 schlief der Brauch ein. Letztmalig wurde die 50. Wiederkehr des ersten Judithfests im Dezember 1909 in Anwesenheit von Großherzog Ernst Ludwig gefeiert. Ein weiteres geplantes Judithfest verhinderte der Erste Weltkrieg.

Lit.: Engels, Peter / Franz, Eckhart G.: Kleine Darmstädter Festgeschichte. Vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert, Darmstadt 2000.