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Darmstädter Tagblatt

Als „Darmstädtisches Frag- und Anzeigungs-Blättgen“ begann am 24.10.1738 die Geschichte des Darmstädter Tagblatt. An diesem Tag gestand – nach langen Kämpfen – Landgraf Ernst Ludwig dem „Rathsverwandten“ und Buchbinder Johann Christoph Forter das Recht zu, sein „Blättgen“ herauszugeben. Damals war das Privileg für die Herausgabe mit der Verpflichtung verbunden, amtliche Bekanntmachungen kostenlos zu veröffentlichen. Das „Blättgen“ erschien wöchentlich beim Hofdrucker Gottfried Heinrich Eylau, das Jahresabonnement kostete einen Gulden. 1813 wurde für den Sitz des Anzeigenblatts, das „ein allgemeiner Diener vor jedermann“ sein sollte, das Haus Rheinstraße 23 von Ludwig Carl Wittich erworben. Seit dem 01.01.1874 erschien die Zeitung täglich und trug fortan den Titel „Darmstädter Tagblatt“. „Alles, was wir Weltmarkt, Welttechnik, Weltpolitik und Weltverkehr und nationale Lebenseinheit nennen, ist nicht denkbar, ohne das Riesengefüge von Mitteilung und Austausch, das allein vom gedruckten Wort getragen wird“, schrieb der Essayist Wilhelm Michel zum 250. Jubiläum der Hofdruckerei Wittich im September 1934. In dieser Zeit lag die Auflage des Tagblatts bereits bei weit über 25.000, um 1886 hatte das Blatt noch eine Auflage von 5.000. Ihre Auflagenblüte erlebte die Zeitung jedoch in den 1920er Jahren.

Nach der Wiederzulassung 1949 hatte das Tagblatt in Konkurrenz mit dem größeren Darmstädter Echo zwar keinen leichten Stand, aber es hielt sich wacker. Allerdings war immer wieder die Rede von Auflagenrückgang und von Überlegungen der Mainzer Verlagsanstalt (MVA), sich von der angeblich permanent Verluste produzierenden Lokalzeitung zu trennen, die sie 1950 zum symbolischen Preis von 1 DM erworben hatte. Der Niedergang des Tagblatts, der in den Verkauf an den örtlichen Konkurrenten im Jahr 1986 mündete, wurde sogar Gegenstand eines Gerichtsverfahrens. Um das traditionsreiche Blatt zu retten, bildeten sich politische Initiativen, Leser entschlossen sich zu einem „Stützungs-Abonnement“, um die örtliche Zeitungslandschaft vor der Monopolisierung zu bewahren. Doch zum 01.10.1986 wurde das Darmstädter Tagblatt eingestellt.