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Briegel, Wolfgang Carl

Hofkapellmeister, Komponist
* Mai 1626 Königsberg/Unterfranken
† 19.11.1712 Darmstadt
20 Jahre lang war Wolfgang Carl Briegel zunächst am Hof von Sachsen-Gotha als Hofkantor und als Hofkapellmeister angestellt, bis er 1671 – vermutlich auf Betreiben der mit Ludwig VI. vermählten Gothaischen Prinzessin Elisabeth Dorothea – als Hofkapellmeister nach DA kam. Hier stand er vor der Aufgabe, ein vom Krieg verwüstetes Land auch musikalisch wieder aufzubauen und gleichzeitig für die Repräsentationsmusik des Hofs zu sorgen. Er schuf neben umfangreich besetzten Werken zahlreiche einfache Gebrauchsmusiken für die kirchenmusikalische Praxis und gab zusammen mit seinem Schwiegersohn Henning Müller „Das grosse Cational“ (Darmstädter Cantional) heraus, mit dem der Kirchengesang in Hessen auf eine verbindliche Grundlage gestellt werden sollte. Im Zuge des Regierungsantritts des Landgrafen Ernst Ludwig (1688) wechselte der musikalische Geschmack bei Hofe. 1709 wurde Briegel der aus Hamburg kommende Christoph Graupner als Vizekapellmeister zur Seite gestellt, der bereits 1711 zum Hofkapellmeister aufrückte. Begraben wurde Briegel am 21.11.1712 auf dem Friedhof neben der Stadtkapelle. Während Briegels Darmstädter Zeit entstanden neben höfischen Festmusiken allein elf Kantatenjahrgänge, die in Drucken weite Verbreitung fanden. Diese Kantaten beschränken sich in der Regel auf Bibelworte und auf Kirchenlieder oder geistliche Oden und stehen in der Tradition des Geistlichen Konzerts. Es fehlen ihnen noch die für die spätere Kantatenform typischen freien Recitative, die groß angelegten Soloarien und die Chöre, die erst mit Graupners Kantaten in DA üblich wurden – 1963 wurde der Briegelweg nach ihm benannt.

Lit.: Noack, Elisabeth: Wolfgang Carl Briegel. Ein Barockkomponist in seiner Zeit, Berlin 1963; Bill, Oswald: Artikel Briegel. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. 2., neu bearb. Ausgabe. Personenteil, hrsg. von Ludwig Finscher, bisher 14 Bde., Kassel 1999-2005, Personenteil 3, Sp. 894-900.