Stadtlexikon Darmstadt

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Wittmann, Hanne

(eig. Johanna)
Studiendirektorin
* 04.09.1918 Frankfurt/Main
26.06.2006 Darmstadt
Als Tochter des Reichsbahningenieurs Paul Wittmann (1895-1947) und seiner Ehefrau Helene geb. Rau (1891-1975) wurde Johanna Margarete Wittmann in Frankfurt am Main geboren. Dort unterhielt ihr Urgroßvater Philipp Hoff in der Bleichstraße 38 a ein Fotoatelier, ihre Tante Elli Müller-Rau (1893-1980) war eine bekannte Tanzpädagogin und -kritikerin. 1938 legte sie an der Elisabethenschule ihre Reifeprüfung ab, besuchte danach u.a. die Höhere Fachschule für Lehrerbildung und studierte Biologie, Chemie und Sport in Jena, Marburg und Frankfurt/Main, wo sie über „Kinematische Zellenforschung“ promoviert wurde. 1938 zum Katholizismus konvertiert, war Hanne Wittmann im katholischen Frauenbund Heliand tätig. Seit 1946 lebte sie in DA, seit 1956 unmittelbar neben St. Ludwig wohnend – und die Wiederherstellung des Gotteshauses nach der Kriegszerstörung fotografisch begleitend – hatte sie dort eine seelische Heimat vor allem im Umgang mit Pfarrer Valentin Degen (1902-1961) gefunden. Seit den 1940er Jahren unterrichtete sie in DA, zunächst Kriegsheimkehrer-Jahrgänge. Danach war sie bis zu ihrer Pensionierung 1983 am Ludwig-Georgs-Gymnasium tätig. Viele Generationen von Schülerinnen und Schülern hat sie für die Naturwissenschaften begeistert. Dabei wollte man sie zunächst – weil weiblich – nicht in der Oberstufe unterrichten lassen.

Von 1964 bis 1981 war sie als Stadtverordnete für die CDU tätig. Jahrzehnte lang hat sie sich unermüdlich öffentlich eingesetzt u.a. für das Institut für Naturschutz und den Gedenkstein für die orthodoxe Synagoge in der Bleichstraße. Viele Jahre kämpfte sie, letztlich vergeblich, für die Wiedereinrichtung des 1944 zerstörten Stadtmuseums, führte dazu umfangreiche Korrespondenzen und hielt Vorträge. 1973 war Hanne Wittmann Mitbegründerin der Vereinigung „Schützt Darmstadt“, die sich dem Erhalt baulicher und kultureller Überreste des Alten Darmstadt verschrieben hatte, und aus der der heutige Verein Darmstadtia e.V. hervorging. Zahlreiche Beiträge publizierte sie in der ebenfalls von ihr mitbegründeten und bis heute erscheinenden Vereinszeitschrift „Schützt Darmstadt“. An ihrem 65. Geburtstag lud sie in den Rohbau des Pädagogs ein, an dessen Wiederherstellung sie neben Fritz Seipp unermüdlich mitgewirkt hatte. Als Pädagogin erkannte sie sofort den Wert der seit 1988 herausgegebenen Kartonmodellbaubögen Christian Häusslers und Daniel Jüngers, inzwischen liegen 12 Modelle vor. 1990 erschien von ihr im Roether-Verlag ein kleiner Band über alle Löwenplastiken in DA. Als „wichtigste Sache ihres Lebens“ bezeichnete Hanne Wittmann den Kampf um das Weltnaturerbe Grube Messel. Sie hat für Nachhaltigkeit gefochten, als dieser Begriff außerhalb der Forstwirtschaft noch unbekannt war. Ihre Bemühungen für den Denkmal- und den Naturschutz hat sie in Tausenden von Farbdias festgehalten und dokumentiert.

Hanne Wittmann wurde mit der Bronzenen Verdienstplakette der Stadt DA ausgezeichnet, dem Bundesverdienstkreuz (1994) und dem Hessischen Verdienstorden (2005). An sie erinnert heute eine Namens-Eiche auf der Lichtwiese im Bereich der Universitätsgebäude. Sie starb im Altenheim St. Josef in DA und wurde in ihrer zweiten Heimat Todtnauberg/Schwarzwald auf dem dortigen Friedhof bestattet. Seit 2020 erinnert der Hanne-Wittmann-Platz an der Stadtkirche an sie.