Der Waldtempel ist im hiesigen Sprachgebrauch eine Schutzhütte im Wald, architektonisch nach der Entstehungszeit gestaltet, rund bis sechseckig, neuerdings quadratisch. An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, im Zuge der Wiederentdeckung der Natur, begannen die Fürsten, auf markanten Plätzen kleinere Bauwerke zu errichten (Dianaburg, Tempel auf dem Lindenberg); mit dem Landschaftsparkkonzept statteten das Fürstenhaus und der Verschönerungsverein (Stadtwerbung) die Darmstädter Waldlandschaft (Waldgeschichte) mit zahlreichen Waldtempelanlagen aus: Georgenbrunnenanlage, Pavillon an der Ludwigseiche, Mathildenplatzanlage, Alexanderplatz, Marienhöhe, Ludwigshöhe, Jägermeisterteich, Alexanderburg, Drei-Prinzen-Brunnenanlage (Waldbrünnchen). Alle diese Anlagen sind auf der Historischen Waldkarte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts von Johannes Hieronymus Zamminer bereits abgebildet. Zu den historischen Tempelanlagen kamen im Laufe des 20. Jahrhunderts ca. 20 hinzu, oder die baufälligen wurden erneuert. Zu den markantesten Tempeln zählen der Alexandertempel an den Fischteichen, der Jörger (Tempel am Georgsbrunnen), der Ludwigstempel, der Dachsbergtempel, der Mathildentempel und der Tempel am Lindenberg. Auch die Tempel trugen ursprünglich Namen der großherzoglichen Familie. Die jüngeren Anlagen wurden als Schutzhütten nach bekannten Personen oder den Quellnamenspaten benannt (Rücksbrünnchentempel, Moltkehütte, Schembstempel). Einige Schutzhütten sind auch nach ihrem Standort benannt: Schutzhütte am Martinspfad, Schutzhütte am Prinzenberg, Tempel an der Scheftheimer Eiche, Tempel am Grünen Teich, Schutzhütte am Bernhardsbrünnchen und am Albertsbrunnen.
Lit.: Zamminer, Johannes Hieronymus: Übersichtskarte über die Laubwaldungen um Darmstadt 1843; Holtzmann, Ernst: Darmstädter Waldtempel, Darmstadt 1989.