Stadtlexikon Darmstadt

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Stadtfotograf / Stadtfotografin

Fotografie ist das bildnerische Mittel schlechthin geworden, immer und überall präsent, auf hohem technischen Niveau, oft von bester gestalterischer Qualität, in der Kunst, in der Grafik und im Design, als Dokumentation, in der Buchgestaltung, in den Pressemedien, in der Werbung. Nur wenige Fotografen aber haben ihren Arbeitsschwerpunkt im Gebiet von Architektur und Städtebau gefunden. Die fotografische Auseinandersetzung mit Gebäudekonstruktionen, mit dem Leben im öffentlichen Raum, mit der Durchdringung von Landschaft und Bebauung ist noch ein Feld spannungsvoller Erkundungen und fantasievoller Experimente, sowohl in sachlich-kritischer Darstellung als auch in der künstlerischen Verdichtung und Zuspitzung sowie in der pädagogischen Vermittlung vielschichtiger Probleme von Stadt und Umwelt. Hier ist der Ansatz für die Idee des Darmstädter Stadtfotografen. Ähnlich den Stadtschreibern beschäftigt sich der Stadtfotograf im Laufe eines Jahrs mit architektonischen, räumlichen Aspekten DAs, die ihn besonders interessieren. Historische Zusammenhänge, ökologisches Bauen, Straßenbilder im Wechsel der Jahreszeiten, ein Gewerbegebiet, Verkehrstrubel, Marktplatz, Bäume, Innenhöfe, Banales und Poetisches, Problematisches und Gelungenes, Altes und Neues. Der Stadtfotograf sieht und hält fest, was auch andere jeden Tag sehen, aber doch nicht immer wahrnehmen, öffnet im besten Fall die Augen für den Alltag und für die Besonderheiten DAs. Der Stadtfotograf wird von einer ehrenamtlichen Jury auf Einladung der Werkbundakademie DA (Deutscher Werkbund), die das Projekt mit Unterstützung der Stadt DA durchführt, gewählt. Jedes Jurymitglied bringt dazu einen Vorschlag in die Jurysitzung ein. Der Stadtfotograf hat dann ca. ein Jahr Zeit, sich mit der Stadt oder einem von ihm selbst bestimmten Thema auseinander zu setzen. Im Frühjahr des darauf folgenden Jahres wird die Arbeit in einer Ausstellung und in einem Katalog veröffentlicht. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert.

Bisherige Preisträger waren 2001 Marcus Düdder aus Dortmund, 2002 Albrecht Haag aus DA, 2003 Franziska von Gagern aus München, 2004 Katrin Heyer aus Essen bzw. Würzburg und 2005 Michael Herold aus Bogota / Wendelstein (Franken). 2006/7 wurde eine Auswahl der „ersten Fünf“ im Darmstädter Kunstverein gezeigt, ein Beitrag zum 100jährigen Jubiläum des Deutschen Werkbunds 2007. Die Preisträger einer neuen Runde, konzentriert auf das Thema Wissenschaftsstadt DA, waren ab 2008 Kristian Barten aus Bielefeld, 2009 Anja Behrens aus Hamburg und 2010 Alexander Romey aus Düsseldorf. Thematisch noch einmal erweitert beschäftigte sich 2012/13 die Berlinerin Anastasia Herrmann mit sozialorientierten gemeinschaftlichen Wohnprojekten in DA und in der Region Rhein-Main. Waldemar Salesski, ebenfalls aus Berlin, begab sich 2014 auf die Suche nach den Bauten des großen Darmstädter klassizistischen Stadtbaumeisters Georg Moller. Die beiden letzten Arbeiten wurden im Katalog mit umfangreichen Texten von Betroffenen oder Fachleuten begleitet. Sie erschienen im Berliner Verlag jovis. Darmstädter Stadtfotografin 2017 ist die Berliner Künstlerin Anna Lehmann-Brauns, die zu dem Thema Kulturelle Mitte Darmstadts 2018 eine Ausstellung ihrer Arbeiten zeigte. 2020 ist der in Minsk gebürtige und in Frankfurt lebende Vitus Saloshanka als 12. Stadtfotograf in Darmstadt unterwegs und beschäftigt sich mit dem Thema "Unterwegs in der Moderne: Friedrich Pützer". Die 13. Stadtfotografin im Jahr 2022 ist die in Frankfurt lebende bildende Künstlerin und Fotografin Jana Hartmann, die sich ca. ein Jahr lang in Darmstadt mit dem Thema "GRÜN" auseinandersetzen wird.